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In-Depth Information
An irgendeinem Punkt des Datenverarbeitungsstroms haben interne Repräsentationen
(mentale Vorstellungsbilder) und Wahrnehmungen eine gemeinsame Darstellungsform,
die sich von der Darstellungsform der Repräsentationen anderer Informationsarten (z. B.
sprachlichen Informationen) durchaus unterscheiden kann. In diesem Zusammenhang ist
darauf hinzuweisen, dass die bloße Existenz solcher Repräsentationen in einer proposi-
tionalen Darstellungsform noch kein Wissen an sich konstituiert. Genauso wie ein Blatt
Papier nicht deswegen schon Wissen darstellt, nur weil ein Satz darauf geschrieben steht.
Nur in einem Kontext, in dem es irgendwelche Verarbeitungen interner Repräsentationen
gibt, ist es sinnvoll, von Wissen zu sprechen. Insofern wird aus Sicht des perzeptiven Sys-
tems Wissen als aktive Verarbeitung von Informationsstrukturen verstanden und nicht als
diese statischen Strukturen selbst. Diese Informationsstrukturen entstehen nun dadurch,
dass die von der Außenwelt auf die Sensoren eintreffenden Signalmuster vom artifiziellen
Wahrnehmungssystem Punkt für Punkt so ausgewertet werden, dass sie als Bausteine im
Rahmen des Erfassenden Denkens eine semantische Interpretation erfahren können. Diese
Informationen wiederum werden dann als Bausteine angesehen, aus denen sich auf einer
höheren Ebene Wissen konstituiert.
Dieser Versuch des „erfassenden Denkens“, dem sensorischen Input gleichsam eine semantische
Interpretation zu geben, erfolgt damit in einer eigenen Komponente, nicht wie beim Menschen in
der Regel automatisch und ist somit, auch im Gegensatz zum Menschen, einer bewussten kognitiven
Modifikation zugänglich.
Dies beantwortet auch die Frage, ob bereits die Wahrnehmungsprozesse Prozesse der
Daten-, Informations- und Wissensverarbeitung sind oder nur durch solche beschrieben
und simuliert werden können. Da das artifizielle perzeptive Wahrnehmungssystem als
Eingabe keineswegs Informationen sondern lediglich Signale entgegennimmt und erst
durch die Verarbeitung im Rahmen des kognitiven Prozesses gleichsam aus dieser Ein-
gabe Informationen und Wissen entstehen, findet im perzeptiven System eine reine Daten-
verarbeitung statt. Insofern reicht der Prozess der Wahrnehmung gemäß dieses Ansatzes
von der Ebene der rezeptoralen Transduktion über die sensorische Kodierung bis hin zur
perzeptuellen Repräsentation durch Daten oder Datenmodelle. Diese Daten oder Daten-
modelle werden als Perzepte bezeichnet. Diesen Perzepten kommen bereits an dieser Stel-
le des kognitiven Prozesses unterschiedliche Funktionen zu:
Kommunikative Funktion : Perzepte weisen Strukturen auf, indem sie begriffliche
Strukturen von Fach- und/oder Problemdomänen darstellen. Sie erfüllen damit die
kommunikative Funktion, da sie als Gegenstände bzw. Instrumente der Kommunika-
tion dienen.
Referentielle Funktion : Perzepte stehen als Zeichen oder Zeichenstrukturen sowohl für
Begriffe (in der Kommunikation) als auch für Gegenstände in der Umwelt (zur onto-
logischen Identifikation und Wiedererkennung).
Kognitive Funktion : Sowohl auf individueller Ebene zum Zweck des Lernens und des
Wissenserwerbs als auch auf intersystemischer Ebene für den Aufbau gemeinsamer
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