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präsentationen ausgeführt werden. Eine semantische Interpretation dieser formalen Ope-
rationen muss seitens des Entwicklers eingebracht werden. Hier bahnt sich ein weiterer
Kritikpunkt an, indem die Semantik eines solchen symbolverarbeitenden Systems nur
durch seine Syntax determiniert ist. Dies bedeutet, dass ausschließlich von einer syntakti-
schen Perspektive aus beurteilt werden kann, ob ein Satz richtig oder falsch ist. Wiederum
auf das Beispiel der Expertenysteme bezogen, kann ein syntaktisch falscher Satz zwar
von einem solchem System erkannt werden, aber es ist unmöglich, eine Bedeutung zu
entwickeln, solange das System nicht über weitere Regeln verfügt, die es zur Ableitung
einer semantischen Bedeutung aus einem falschen Satz befähigt. Hier fehlt dem System
das menschliche Sprachverständnis, das es ermöglicht, auch unverständliche, nicht gram-
matikalische als auch unvollständige Sätze einigermassen verstehen zu können. Lezteres
beruht darauf, dass sich der Mensch bei der Perzeption orthographisch falscher Sätze, un-
scharfer Bilder oder verrauschten Informationen nicht nur einem Syntax-Parser-Algorith-
mus vertraut, sondern eher auf assoziative Mechanismen baut und sich verlässt. Dem sym-
bolverarbeitenden System fehlt demnach eine semantische Funktion, die Wörter, Sätze,
Bilder, Symbole so zu interpretieren vermag, dass sich eine Bedeutung der symbolischen
Darstellungen daraus ergibt.
Wenngleich den „klassischen“ symbolverarbeitenden Systemen diese semantische
Fähigkeit fehlt, übernehmen die Symbole eines formal logischen Systems dennoch eine
Doppelrolle. Einerseits werden sie von der sie betrachtenden und interpretierenden Ein-
heit als semantisch interpretierte Zeichen aufgefaßt, andererseits spielen sie im logischen
System eine syntaktisch-formale Rolle.
Die Semantik eines formalen logischen Systems ist durch dessen Syntax determiniert. Diese Be-
ziehung zwischen Syntax und Semantik führt aufgrund der deren fehlenden Bijektivität bei einem
Übergang von der Syntax zur Semantik und umgekehrt zu Informations- bzw. Bedeutungsverlusten.
Wie weiter oben bereits angesprochen, gehen bei der Translation von der Semantik auf die
Syntax unter Umständen wichtige Informationen verloren, ein Verlust, den der Mensch
jedoch auszugleichen vermag. Diese Ausgleichsfähigkeit führt der Ansatz des Radika-
len Konstruktivismus darauf zurück, dass das menschliche Kogntionsvermögen nicht auf
einer einfachen Input-Output-Verarbeitung beruht, sondern dass das Nervensystem des
Menschen vielmehr seine wahrgenommene Welt konstruiert . Dieser Konstruktionspro-
zess bedingt, dass beispielsweise die Bedeutung und der Informationsgehalt eines ge-
sprochenen Satzes bzw. eines wahrgenommenen Bildes aktiv nach den im Nervensystem
ablaufenden Prozessen bzw. den damit zur Anwendung kommenden Regeln und trotz der
der strukturellen Determiniertheit, die sich aus dieser inneren Dynamik des Systems er-
gibt, aktiv konstruiert werden. Philosophisch betrachtet weist damit der Radikale Konst-
ruktivismus darauf hin, dass sich eine wie auch immer geartete Bedeutung eines Symbols
immer nur im kognitiven Bereich eines konstruktiven Beobachters im Rahmen seiner
Interoperation mit der Realität ergeben kann und dies im Umkehrschluss einem passiven
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