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Umwelt über die natürliche Sprache erfolgt. Jeder dieser Übergänge kann je nach Inter-
pretation durch den reflektierenden Beobachter einen Realitätsverlust bedingen.
Der vertikale blaue Teil der Abbildung stellt den Prozess dar, in dem das kognitive Mo-
dellsystem im Rahmen der Implementierung einer ausführbaren Lösung zugeführt wird.
Aus der formalsprachlichen Spezifikation des Modellierers wird unter Anwendung einer
ebenfalls formalen Programmiersprache eine Implementierung erstellt. Auch hier können
an den Abbildungsübergängen Realitätsverluste durch einen Verlust an bedeutungsvollen
Konnotationen entstehen.
Die formale Logik ist eine Sprache zweiter Ordnung und damit eine Metasprache, die über die All-
tagssprache spricht. Sie ist daher noch viel mehr als die Alltagssprache von der realen Welt entfernt.
Ihr fehlt also der unmittelbare Bezug, der sich durch den physischen Kontakt ergibt, zum Erfassen
der unmittelbaren Bedeutung der Symbole.
Man kann sich diese Hypothese anhand der Entwicklung von Expertensystemen verdeut-
lichen. Bei einer solchen Entwicklung kann man durch die Anzahl der Regeln sehr genau
einschätzen, wo die Grenzen dieses Systems liegen. Durch das Explizit-Machen des in den
Regeln implizit vorgegebenen Wissens ist ein eng umrissener Lösungsraum vorgegeben,
innerhalb dessen sich jede Lösung des Problems befinden wird. Aus diesem Grund können
sich durch die Anwendung der Deduktion keine wirklich neuen Erkenntnisse ergeben.
Die Deduktion ist als wissenserweiternder und wahrheitserweiternder Schluss unbrauchbar. Erst die
Induktion, die logisch nicht gerechtfertigt ist, ermöglicht die Bildung neuer Hypothesen.
Erst durch den induktiven Schluss und damit der Induktion ist es möglich, neue Hypo-
thesen zu bilden. Philosophisch betrachtet, fehlt einem solchen Expertensystem das In-
der-Welt-sein, um entscheiden zu können, ob ein darin zum Einsatz kommender nicht
logischer Satz wahr oder falsch ist. Der unmittelbare Bezug zur realen Welt, der durch eine
strenge Formalisierung verlorengeht und durch Symbolisierung das System vom In-der-
Welt-sein entkoppelt, ist in symbolverarbeitenden Systemen nicht gegeben. Insofern muss
man die formale Logik und ihre Schlussfolgerungsmechanismen als Werkzeug betrachten,
dass es ermöglicht, intuitive Gedanken so in eine formale Form zu pressen, dass sie für
einen in der formalen Logik Vorgebildeten einsichtig beziehungsweise für ein die formale
Logik unterstützendes Systems abarbeitbar ist. Es gilt auch zu bedenken, dass sich der
Syllogismus des Alltags, wie er vom Menschen oft intuitiv angewendet wird, meist nicht
an die strengen Regeln der Logik hält und es sich mit der dadurch in Kauf genommenen
Unschärfe gut leben lässt. Der logische Schluss scheint also nicht der Modus operandi zu
sein, in der der (normale) Mensch im Alltag zur Bewältigung seiner Probleme zu denken
pflegt.
Der symbolische Ansatz führt kognitive Prozesse unter anderem auf durch Regeln ge-
steuerte formale Operationen und Prozesse zurück, die auf internen symbolischen Re-
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