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müssen uns folglich bewusst sein, dass durch dieses Vorgehen zwar garantiert wird,
dass die Mehrheit der Analysenlaboratorien gleich misst, wir jedoch dabei nicht
wissen, ob alle gleich gut oder allenfalls gleich schlecht messen.
Die Lebensmittelanalytik dient in vielen Fällen zur Überprüfung von Spezifika-
tion oder von gesetzlichen Höchstwerten, d. h. dass quantitative Nachweisverfahren
oft in einer qualitativen Weise zur Unterscheidung von Einhaltung (compliance)
und Nichteinhaltung (non-compliance) von festgelegten Werten verwendet werden.
Deshalb sollten insbesondere die Leistungsmerkmale der verwendeten Nachweis-
verfahren bei den entsprechenden Höchst- und Spezifikationswerten bekannt sein.
14.2 
 Grundlegende Anforderungen
Nachweisverfahren sollten einerseits möglichst genau und andererseits robust sein,
damit auch in anderen Laboratorien vergleichbare Resultate erhalten werden. Dies
ist vor allem unter dem Aspekt der Rechtssicherheit enorm wichtig. Das Austesten
der Robustheit einer Prüfmethode ist experimentell jedoch schwierig zugänglich
und sehr aufwendig. Mit noch vertretbarem Aufwand durchzuführen sind Labor-
vergleichsstudien für eine Prüfmethode, wobei die Motivation der teilnehmenden
Laboratorien nur vorhanden ist, wenn die zu testende Prüfmethode entweder neu ist
oder einen Vorteil gegenüber den bereits etablierten Prüfmethoden aufweist.
14.2.1 
 Genauigkeit: Richtigkeit und Präzision
Nachweisverfahren sollten möglichst genau messen. Die Genauigkeit setzt sich
zusammen aus den beiden Komponenten Richtigkeit und Präzision. Die Richtig-
keit wird ausgedrückt durch die Abweichung vom wahren Wert und wird durch
die Begriffe „systematische Abweichung“, „systematischer Fehler“ oder englisch
„bias“ erfasst. Wie eingangs bereits dargelegt, bereitet uns die Bestimmung der
Richtigkeit große Mühe, da die Bestimmung des wahren Wertes alles andere als
trivial ist. Die zweite Komponente der Genauigkeit ist die Präzision, welche sich
experimentell als Streuung von Messwerten durch Wiederholmessungen unter
verschiedenen Bedingungen erfassen lässt. Obwohl uns die Bestimmung der Prä-
zision leichter zugänglich ist als die der Richtigkeit, dürfen wir dabei nicht außer
Acht lassen, dass wir mit der Bestimmung der Präzision nur einen Aspekt der
Genauigkeit erfassen.
Der Zusammenhang zwischen den Begriffen Genauigkeit, Richtigkeit und Prä-
zision lässt sich am besten mit dem Trefferbild auf einer Zielscheibe beschreiben (s.
Abb. 14.1 ). Die Richtigkeit beschreibt dabei die Abweichung des Mittelwertes aller
Treffer (Bestimmungen) vom Zentrum (= wahrer Wert). Die Lage dieses Zentrums
ist uns in den meisten Fällen verborgen, weshalb wir zu den eingangs erläuterten
Hilfsmitteln und Konventionen (assigned value, expected value) greifen. Die Be-
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