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2.2 
 Anreicherungsverfahren
Generell kann die Anzucht von Bakterien mit flüssigen, halbfesten sowie festen
Nährmedien erfolgen. Dabei werden flüssige Anreicherungsbouillons zumeist als
erster Schritt der Kultivierung eingesetzt, um Bakterien, die häufig nur in geringen
Mengen vorhanden oder durch die vorherige technologische Behandlung des Le-
bensmittels subletal geschädigt sind, innerhalb von 24 bis 72 h wiederzubeleben
und auf 10 6 bis 10 8 Koloniebildende Einheiten pro Milliliter (KbE/ml) zu vermehren,
sodass für eine anschließende Detektion mittels molekularbiologischer oder kon-
ventionell mikrobiologischer Verfahrensweisen (z. B. über feste Selektivmedien)
eine ausreichend hohe Keimzahl zur Verfügung steht. Feste Nährmedien werden
zumeist im Anschluss an einen Kultivierungsschritt über Nährbouillons eingesetzt,
um die gesuchten Bakterien isolieren und gegebenenfalls weiter charakterisieren zu
können. Sowohl bei festen als auch bei flüssigen Nährmedien können nichtselektive
und selektive Varianten eingesetzt werden. Grundsätzlich kann bei der Kombina-
tion beider Formen von Nährmedien zwischen mehreren unterschiedlichen Strate-
gien unterschieden werden.
Erwartet man nur geringe Keimzahlen und eine eher mäßig ausgeprägte Be-
gleitflora oder muss auch mit subletal geschädigten Mikroorganismen gerechnet
werden, die es erst wiederzubeleben gilt, wird man eine flüssige nichtselektive Vor-
anreicherung mit einer Selektivanreicherung bzw. einem Direktausstrich auf einem
festen Selektivnährmedium kombinieren.
Ist dagegen mit einer hohen, sehr schnell wachsenden Begleitflora zu rechnen, ist
zu überlegen, ob nicht ein flüssiges Selektivmedium als Voranreicherung mit einer
nichtselektiven Hauptanreicherung oder mit einem Festmedium kombiniert wird.
Bei einigen Mikroorganismen, wie z. B. Camyplobacter spp., die hohe Ansprü-
che an ihre Umwelt stellen und sehr anfällig auf evtl. auftretende Begleitflora re-
agieren, wird man dagegen ganz auf ein zweistufiges Anreicherungsverfahren ver-
zichten und ausschließlich Selektivnährmedien wählen.
2.2.1 
 Nichtselektive flüssige Nährmedien
Die heute noch verwendeten nichtselektiven Flüssignährmedien gehen zurück auf
eine Forschergruppe um Louis Pasteur, der, wie bereits erwähnt, 1861 das erste flüs-
sige Kulturmedium herstellte, um Mikroorganismen auch außerhalb des mensch-
lichen, tierischen oder pflanzlichen Organismus zum Wachsen zu bewegen. Diese
erste Flüssiganreicherung wies eine einfache Zusammensetzung auf und bestand
aus destilliertem Wasser, Zucker, Ammoniumtatrat und Hefeextrakt [ 11 ]. Diese
erste Anreicherungsbouillon wurde von anderen Wissenschaftlern aufgegriffen und
Schritt für Schritt derart modifiziert, dass sie ein optimales Wachstum von Bakte-
rien ermöglichte, ohne das Wachstum von Hefen und Schimmelpilzen allzu sehr zu
fördern. Nach und nach entstanden daraus die heute noch verwendeten nichtselek-
tiven Nährbouillons.
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