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Regeln stellen einen außerordentlich guten Kompromiss zwischen Verstandlich-
keit der Wissensdarstellung und formalen Anspruchen dar. Konditionalsatze wurden
von Menschen schon in vorchristlichen Zeiten benutzt, um Handlungsanweisungen
oder Prognosen fur die Zukunft auszudrucken. Jaynes berichtet in seinem Artikel
“The Origin of Consciousness in the Breakdown of the Bicameral Mind” von tau-
senden babylonischen Tafeln, die das Alltagsleben der Menschen regeln sollten und
zu diesem Zweck auch eine Reihe von “Wenn ...dann ...”-Satzen benutzten. Man
kann also davon ausgehen, dass Regeln dem Benutzer hinreichend vertraut sind.
Andererseits lasst sich ein Großteil des Expertenwissens in der Form solcher Regeln
reprasentieren. In den Kognitionswissenschaften werden Regeln sogar als elementare
Bestandteile informationsverarbeitender Prozesse angesehen.
Die Verwendung von Regeln in der Wissensbasis eines Systems realisiert also
eines der vorrangigen Ziele bei der Konzipierung von Expertensystemen, namlich
die Nahe zum menschlichen Denken.
Haufig legt man bei der Modellierung der Wissensbasis außerdem Wert auf ei-
ne moglichst einfache syntaktische Form der Regeln. Dies ermoglicht einerseits eine
e zientere Abarbeitung der Regeln, andererseits verbessert es die Ubersichtlich-
keit der Wirkung einzelner Regeln, kommt also System und Benutzer zugute. Im
Allgemeinen stellt man an die Form der Regeln die folgenden beiden Bedingungen :
Die Verknupfung
( oder ) darf nicht in der Pramisse einer Regel auftreten;
die Konklusion einer Regel soll nur aus einem Literal, also einem positiven
oder negierten Atom, bestehen.
Regeln, die diesen beiden Bedingungen nicht genugen, mussen im Bedarfsfalle
also vereinfacht werden. Hierbei kommt die klassische Logik mittels der Aquivalenz
(4.3) zum Einsatz.
Beispiel 4.1 Pramisse und Konklusion einer allgemeinen Regel “ if A then B ”
konnen durchaus komplexe Formeln sein, wie z.B. in
Wenn es morgen regnet oder schneit, gehen wir ins Kino oder bleiben
zu Hause.
Diese Regel verletzt beide obigen Bedingungen. Aus ihr konnen aber offensichtlich
die folgenden vier Regeln gewonnen werden:
Wenn es morgen regnet und wir nicht ins Kino gehen, dann bleiben wir
zu Hause.
Wenn es morgen regnet und wir nicht zu Hause bleiben, dann gehen wir
ins Kino.
Wenn es morgen schneit und wir nicht ins Kino gehen, dann bleiben wir
zu Hause.
Wenn es morgen schneit und wir nicht zu Hause bleiben, dann gehen
wir ins Kino.
Nun erfullt jede Regel die gestellten Anforderungen, wobei allerdings einer komple-
xen Regel vier vereinfachte Regeln entsprechen.
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