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Die Unterschiede zwischen Reiter'scher und Poole'scher Default-Logik lassen
sich vor allen Dingen durch zwei Umstande erklaren:
•
Die Defaults bei Reiter und Poole sind nicht bedeutungsgleich: So besagt der
Reiter'sche Default
Erwachsen
(
Paul
):
Arbeitet
(
Paul
)
Arbeitet
(
Paul
)
nicht genau das Gleiche wie der Poole'sche Default
Erwachsen
(X) ⇒
Arbeitet
(X). Genau genommen musste jeder Poole'sche Default
A(X)
⇒
B(X)
in den Reiter'schen Default
B(X)
A(X) ⇒ B(X)
: A(X)
⇒
transformiert werden.
•
In der Poole'schen Default-Logik wird starker die klassische Deduktion einge-
setzt. So kann in Beispiel 8.54 auch
Erwachsen
(
Paul
) durch die Extension
E
1
erklart werden, was hochst unintuitiv ist. Der Grund liegt hierin, dass
ein Poole'scher Default A(X)
¬
⇒
B(X) auch in der kontrapositiven Form
¬
B(X)
⇒¬
A(X) aktiv werden kann.
8.4
Probleme und Alternativen
Ein großes Problem der Reiter'schen Default-Logik ist die meist unbefriedigende
Behandlung von disjunktiv verknupftem Wissen. Man kann zwar definitiv wissen,
dass A
B wahr ist, doch keine der beiden Aussagen lasst sich daraus als wahr
ableiten. Fur die Anwendung oder Blockierung von Defaults ist aber gerade die
deduktive Ableitbarkeit wichtig.
∨
Beispiel 8.55 (Roboter)
Ein Roboter habe die beiden mechanischen Arme a
r
und a
l
. Solange diese nicht gebrochen sind, kann man annehmen, dass sie auch
brauchbar sind. Dies besagen gerade die beiden folgenden Defaults
=
:
gebrochen
(a
r
)
brauchbar
(a
r
)
¬
δ
1
=
:
gebrochen
(a
l
)
brauchbar
(a
l
)
¬
δ
2
Nehmen wir nun an, wir wussten, dass einer der beiden Arme des Roboters gebro-
chen ist:
W =
{
gebrochen
(a
r
)
∨
gebrochen
(a
l
)
}