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Selbsttestaufgabe 8.36 (Kurzschluss) Es gelte Folgendes: Kommt es in einem
elektrischen System zu einem Kurzschluss und kann angenommen werden, dass die
Sicherung nicht defekt ist, so kann man folgern, dass die Sicherung intakt ist und
den Stromkreis unterbrechen wird. In diesem Fall kommt es (sicher) nicht zu einer
Beschadigung der Anlage. Es liegt ein Kurzschluss vor.
1. Konzipieren Sie eine Default-Theorie T =(W, Δ), die dieses Szenarium model-
liert.
2. Handelt es sich bei Ihrer Default-Theorie um eine normale Default-Theorie?
Begrunden Sie Ihre Antwort.
3. Bestimmen Sie unter Verwendung eines Prozessbaumes alle Extensionen von T .
4. Die Faktenmenge von T werde um die Information, dass die Sicherung defekt
ist, erweitert. Bezeichne T 1 =(W 1 , Δ) die so entstandene Default-Theorie. Be-
stimmen Sie auch hier wieder alle Extensionen.
5. Nach Theorem 7.48 sind normale Default-Theorien semi-monoton. Liefert dieses
Theorem neue Erkenntnisse fur die Extensionen der Default-Theorien T und T 1 ?
8.2
Die Poole'sche Default-Logik
Reiters Realisierung einer Default-Logik beruht wesentlich auf dem Gebrauch ei-
nes vollkommen neuartigen Werkzeugs, namlich des Defaults der Form, wie er in
Definition 8.1 (Seite 241) eingefuhrt worden ist. Reiter verlasst damit auch schon
syntaktisch den Rahmen der klassischen Logiken und betont so die - aus seiner
Sicht - gravierende Unzulanglichkeit der klassisch-logischen Formalismen.
Diese These blieb nicht unwidersprochen. Viele Logiker der klassischen Schule
kritisierten die allzu sprunghafte Natur der Reiter'schen Default-Logik (vgl. die
Bemerkungen auf S. 258), fur einige war es sogar ein Widerspruch in sich, uberhaupt
von einer nichtmonotonen Logik zu sprechen. Diese Kontroversen gaben wichtige
Anstoße in zwei Richtungen: Einerseits versuchte man, die Reiter'sche Default-Logik
so zu modifizieren, dass sie bestandigere und “vernunftigere” Ableitungen erlaubte.
Die Betrachtung normaler Defaults war ein Schritt in diese Richtung, einige andere
alternative Ansatze werden wir in Abschnitt 8.4 vorstellen.
Poole [181] verfolgte einen anderen Weg: Die Philosophie seines Ansatzes be-
stand darin, nicht die klassische Logik selbst (z.B. durch Einfuhrung Reiter'scher
Defaults oder von Modaloperatoren) zu erweitern, sondern vielmehr die Art und
Weise, in der sie zum Schlussfolgern genutzt wird, der Grundidee des Defaultschlie-
ßens anzupassen. Als wichtigstes Kriterium fur die Zulassigkeit einer Ableitung dient
hier das Konzept der Maxikonsistenz . Intuitiv heißt das, dass man soviele Defaults
wie moglich in den Schlussfolgerungsprozess mit einbezieht. Defaults haben bei Poo-
le die Funktion von Hypothesen , die evidentielle Fakten erklaren konnen, ohne allge-
meingultig zu sein. Pooles Default-Logik realisiert also abduktives und hypothetisches
Schließen und wurde als System THEORIST implementiert (vgl. [182]).
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