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Den großen Mann selbst findet man im Parc des Bastions. Im Nordosten der hübschen
Grünfläche, wo einst die Stadtbefestigung war, erhebt sich das weltweit eindrucksvollste
Monument der Reformation. Vier gigantische gemeißelte Statuen, alle mit sehr ernster
und strenger Miene, sind Teil einer hundert Meter langen Sandsteinmauer. In ihren lan-
gen Roben und mit den grimmig wirkenden Bärten sehen sie aus wie ein vierfacher
Dumbledore, allerdings an einem seiner schlechten Tage. Natürlich ist einer von ihnen
Calvin, ein anderer ist John Knox, der Begründer des schottischen Presbyterianismus, der
einst in Genf Zuflucht gesucht hatte. Außerdem ist das Vaterunser in englischer Sprache
in die Wand gemeißelt, und auch die Pilgerväter sind dort verewigt, ebenso wie die engli-
sche Bill of Rights (die Katholiken von der Thronfolge ausschloss). Ein weltumspannen-
der Blick auf die protestantische Geschichte, nur dass Zwingli fehlt, der sich mit einer
bloßen Namensnennung auf einem nahen Sockel ohne Statue begnügen muss. Dass er
Schweizer war, ist unverkennbar weniger wichtig als die Tatsache, dass er nicht Franzö-
sisch sprach. Obwohl Protestant, war er den braven Bürgern von Genf zu deutsch.
Heute ist die Stadt nicht mehr die protestantische Hochburg von einst. Die Volkszäh-
lung von 2000 ergab, dass nur 14 Prozent der Bevölkerung protestantisch sind, in etwa so
viele wie im ganzen Kanton Genf. Zwar gibt es hier keine katholischen Feiertage, doch
protestantisch ist Genf nur noch nominell. Calvin dreht sich bestimmt im Grabe um -
falls es nicht recycelt wurde.
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