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Willkommen in Heidiland
»Ich kann gar nicht fassen, dass ich endlich tatsächlich in Heidis Haus stehe, es ist, als wä-
re ein Traum wahr geworden.« Nicht meine Worte, sondern die einer begeisterten ameri-
kanischen Touristin, die sich im Heidihaus in Maienfeld - im fernen Osten der Schweiz
nahe der österreichischen Grenze - im Gästebuch verewigt hat. Diese hübsche kleine Stadt
ist Schauplatz der Geschichte und schlachtet die Verbindung zu Heidi nach Kräften aus.
Und nach den Touristenströmen zu urteilen gibt es dafür eine Menge Möglichkeiten. Nicht
von ungefähr wird diese Region in Graubünden von der Tourismusbehörde als Heidiland
vermarktet. Alles hier sieht aus wie eine Filmkulisse zum Buch: Gewaltige graue Berge er-
heben sich über dicht bewaldeten Hängen und üppigen Almwiesen, die zum Rheinufer hin
immer flacher werden. Im großen Unterschied zur inneren Schweiz haben die Berge hier
nicht die schneebestäubte spitze Dreiecksform, sondern heben sich schroff gezackt vom
Himmel ab, an allen Seiten zu steil, als dass Schnee liegen bleiben könnte. Sie wirken eher
bedrohlich als einladend.
Ich besuche mit Gregor seine Eltern in Liechtenstein, dem winzigen Fürstentum zwi-
schen der Schweiz und Österreich, das wenig zu bieten hat außer der Tatsache, das sechst-
kleinste Land der Welt zu sein. Die 35 000 Einwohner werden bis heute von einem Fürsten,
der in einem Schloss wohnt, regiert. Doch das Land hat keine eigene Währung, auch hier
gilt der Schweizer Franken. Haupterzeugnisse des Landes sind falsche Zähne und Nägel
(solche, die man mit einem Hammer in die Wand haut, nicht die aufgeklebten aus einem
Nagelstudio), und es gibt ein sehr diskretes Bankwesen. Keine Frage, es ist ein reizendes
Ausflugsziel, aber noch wichtiger für uns ist seine Nähe zu Maienfeld. Wir leihen uns den
Wagen von Gregors Eltern und fahren auf der Panoramastraße über die Berge. Dabei
durchqueren wir fast ganz Liechtenstein (es ist wirklich ein kleines Land), bevor wir eine
Grenze passieren, die nur durch eine Flagge und ein Schild als solche kenntlich ist.
Maienfeld ist recht klein, im Ortskern drängen sich nur eine Handvoll hübscher Stein-
häuser um eine Kirche mit Zwiebelturm. Hier ist wahrscheinlich nie viel los, aber heute ist
es besonders ruhig, denn wir haben Ostermontag. Doch auch an einem Feiertag hat das
Heidihaus geöffnet. Zu schließen, wenn Touristen hier ihr Geld lassen wollen, wäre ja
wohl ziemlich unvernünftig. Und man ist viel zu schlau, um Besucher aus Maienfeld fort-
zulassen, bevor sie es besichtigt haben: Kaum eine Ecke in der Stadt, wo nicht ein Hin-
weisschild den Weg zum Original-Heidihaus verkündet. Natürlich darf auch hier die unge-
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