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Fertigstellung eines Autotunnels in Zürich wurde ein ganzes Wochenende lang gefeiert;
Tausende nutzten die Gelegenheit für unterirdische Spaziergänge, Radtouren, Jogging
und Skateboardfahrten. Und bei der Eröffnung des 34 Kilometer langen Lötschberg-Basi-
stunnels, der die nördliche Alpenkette unterquert, spielten Kapellen auf und die Billette
für die erste Fahrt waren rasch ausverkauft. Die Gleise wurden sogar gesegnet, sicher-
heitshalber von katholischen und protestantischen Geistlichen. Und das, obwohl sie be-
reits unter der Obhut der heiligen Barbara stehen, der Schutzpatronin der Tunnelbauer,
die in jedem Schweizer Tunnel einen kleinen Schrein erhält. Der Himmel weiß, wie groß
die Party zur Eröffnung der Neue Eisenbahn-Alpentransversale ( NEAT ) wird.
Ihr Eisenbahnsystem mag überragend sein, aber die Schweizer sind so an Pünktlich-
keit, Qualität und Service gewöhnt, dass sie diese Tugenden für selbstverständlich halten.
Und wenn sie erst im Zug sitzen, verhalten sie sich wie die Bürger anderer Nationen
auch: Sie lesen, hören Musik aus ihrem MP 3-Player, dösen, plaudern und simsen - der
Mobilfunkempfang ist sogar in den Tunneln gut. Und die meisten beachten die Natur-
schönheiten draußen vor dem Fenster gar nicht. Aber für Touristen und noch nicht über-
sättigte Zugereiste wie mich sind Schweizer Züge mehr als ein Mittel zum Zweck, sie ha-
ben ihren eigenen Reiz. Man muss kein Trainspotter sein, um Freude an schnittigen,
pünktlichen Zügen zu haben; und man muss kein Tourist sein, um die Fahrt im Innern
des Eigers zum Jungfraujoch aufregend zu finden. Da reicht es, ein Mensch zu sein.
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