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Survival-Tipp Nummer 10
Verkehrsetikette
Das Leben in der Schweiz ist weitgehend von oiziellen und inoiziellen Regeln
bestimmt, und das Reisen macht da keine Ausnahme. Hier sind die goldenen.
Regel eins: Stellen Sie sich niemals irgendwo an, wenn es nicht sein muss. So
höflich sie sonst sein mögen, Schweizer können nicht Schlange stehen, folglich
wird diese Regel gewissenhaft befolgt.
An Bushaltestellen, Bahnsteigen und Seilbahnstationen herrscht eifriges Geran-
gel. Da heißt es, Ellbogen raus, und jeder Mann, jede Frau, jedes Kind drängelt,
was das Zeug hält. Aus der Tram auszusteigen kann in einen Kampf gegen die
hereindrängenden Menschenmassen ausarten, auch wenn genug Zeit und Platz
für alle ist. Sind aber die Plätze begrenzt, wie in Seilbahnen, stehen nur die
Touristen ordentlich Schlange und ziehen dann meist den Kürzeren. In solchen
Situationen empiehlt sich der „Schweizer Sidestep“: Man fängt hinten an,
rückt langsam am Rand der Schlange vor und schlängelt sich an nichtsahnen-
den Touristen vorbei, bis man recht weit vorne ist und sicher mit einem Platz
rechnen kann. Die meisten Schweizer haben diesen Sidestep perfektioniert,
und er kommt überall zum Einsatz: nicht nur beim Warten auf öfentliche Ver-
kehrsmittel, auch vor Marktständen, an Büfetts im Restaurant, im Gedränge
der Fasnachtszuschauer - praktisch an jedem Ort, wo mehr als zwei Leute war-
ten. Kein Wunder, dass größere Postilialen, Banken und Bahnhofsschalter War-
tenummern ausgeben.
Regel zwei: Menschen soll man sehen, aber nicht hören. In der Schweiz kann es
vorkommen, dass man einen ganzen Tag von Lärmbelästigung verschont
bleibt. Nur wenige Autofahrer haben die Musik so laut aufgedreht, dass die Luft
vibriert, während sie an der Ampel warten. In Zügen sind Ghettoblaster prak-
tisch unbekannt, die meisten Geschäfte verzichten auf Musikberieselung, und
pfeifende Fußgänger trift man selten an. Das liegt nicht daran, dass die
Schweizer puritanische Spielverderber wären, vielmehr respektieren sie die Pri-
vatsphäre und das Ruhebedürfnis der anderen. Eine Ausnahme bildet nur die
Handysucht, die auch noch den reserviertesten Schweizer in einen Menschen
verwandelt, der jedermann an seiner Privatsphäre teilhaben lässt. Früher hat-
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