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Metzgerei. Die Schaufensterauslagen sind gut gefüllt mit hiesigen Spezialitäten und
Kunsthandwerk wie Birnenbrot und reizend bestickten Stoffen neben Schweizer Stan-
dardsouvenirs wie Kühen, die jodeln, wenn man ihnen auf den Bauch drückt. Und natür-
lich mit Käse, rund oder keilförmig, der verführerisch aussieht. Jedes Mal, wenn sich eine
Ladentür öffnet, entweicht eine pikante Duftwolke und verfolgt uns wie das Nebelwölk-
chen im Cartoon, während wir weitergehen. Es ist Sonntag, und Appenzell liegt in einem
katholischen Halbkanton, doch manche Geschäfte sind geöffnet, um aus den vielen Tou-
risten, die sich auf den Straßen tummeln, größtmöglichen Profit zu ziehen.
Anders als im April ist der unregelmäßig geformte Landsgemeindeplatz mehr oder we-
niger menschenleer. Erst jetzt fällt mir richtig auf, dass fast jedes Haus eine bemalte
Holzfassade hat und die Gebäudefront in einer gelbroten Farbpalette leuchtet - von Son-
nengelb über Hummerrot bis Schokoladenbraun. Wir setzen uns an einen Tisch unter
Lindenbäumen und gönnen uns eine Kleinigkeit zu Mittag. Die Speisekarte ist so traditio-
nell wie der Ort, das heißt, sie bietet eine Menge Schmankerl für Fleischesser und Alko-
holliebhaber. Lust auf Beefsteak tatare mit Appenzeller Single Malt? Oder lieber eine
Halbe Hanfblüte (Hanfbier), um die Siedwurst hinunterzuspülen, eine weiße Wurst aus
Kalbsbrät? Zum Glück sind wir hier in einer Käsestadt, sodass auch Vegetarier reichlich
Auswahl haben. Es gibt beispielsweise Chäsmaggerone , eine Art Käsemakkaroni: Nudeln
und Kartoffelwürfel in Sahnekäsesauce, mit kross gebratenen Zwiebeln bestreut, dazu
Apfelmus.
Nach dem Essen flitze ich in ein Käsegeschäft und erstehe ein Trumm der hiesigen
Spezialität für zu Hause. Natürlich könnte ich Appenzeller auch einfach in meinem Coop
kaufen, aber es gibt nichts Besseres, als etwas direkt von der Quelle (also vom hiesigen
Kuheuter) zu beziehen. Ich bin überzeugt, dass es einfach besser schmeckt.
Für Menschen mit Laktoseintoleranz ist die Schweiz ein heikles Pflaster. Käse ist nicht
nur einer der bekanntesten Exportartikel, sondern auch Bestandteil fast jeder Schweizer
Mahlzeit. Kein Winter ohne mindestens ein Fondue, kein Apéro ohne Käseplatte. Daher
überrascht es nicht, dass man in der Schweiz 1,6 Millionen Kühe gezählt hat (Stand 2010);
sie sind nicht nur eine Zierde der Landschaft, sondern geben auch Milch, womit sich in
diesem Land gutes Geld verdienen lässt. Und natürlich tragen sie auch zum ländlichen
Klangbild bei. Was wäre ein Spaziergang in der Schweiz ohne das Kuhglockengebimmel
aus dem Tal?
Der Schweizer Käse hat mehr Qualitäten, als man auf den ersten Blick erkennt. Unter
den vielen verschiedenen Sorten gibt es tatsächlich nur einen mit Löchern und eigentlich
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