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durch In-situ -Laugung aus uranhaltigen Sandsteinen gewonnen,
als Lösungsmittel kann Schwefelsäure oder in Wasser gelöstes
Ammoniumkarbonat oder Natriumhydrogenkarbonat dienen.
Am Königstein (Sachsen) stieg man beispielsweise nach wenigen
Jahren konventionellem Bergbaus auf In-situ -Laugung mit
Schwefelsäure um. Gelegentlich werden auch andere Metalle wie
Kupfer auf diese Weise gewonnen, was insbesondere in zer-
brochenen Gesteinspartien in alten oder aktiven Bergwerken
möglich ist.
ben haben. Allein das von Deutschland beanspruchte Gebiet ist
mit 75 000 m 2 größer als Niedersachsen und Schleswig-Holstein
zusammen. Die Claims werden von der International Seabed
Authority vergeben, einer in Jamaika sitzenden UNO-Behörde,
die zugleich Auflagen für den Schutz der Umwelt erstellt. Grund-
lage ist die 1994 verabschiedete Seerechtskonvention, die aller-
dings von einigen Staaten, darunter die USA, nicht ratifiziert
wurde. Die deutsche BGR will zunächst untersuchen, wie der
Abbau halbwegs umweltverträglich erfolgen kann. Ob es in den
nächsten Jahrzehnten zu einem kommerziellen Abbau im großen
Stil kommt, wird sich zeigen.
Lohnender als die verstreut liegenden Manganknollen dürf-
ten allerdings die massiven Sulfide sein, die an heißen Quellen
wie den Schwarzen Rauchern ( 7 Abschn. 4.15.1 ) entstehen. Bei
diesen gibt es große Unterschiede, was die Wassertiefe, die Größe
der Vorkommen und die Gehalte an lohnenden Metallen betrifft.
Einige befinden sich nicht in internationalen Gewässern, son-
dern in der Nähe von Vulkaninseln. Auch für massive Sulfide
wurden Explorationslizenzen vergeben. In der Bismarcksee in
der Nähe der zu Papua-Neuguinea gehörenden Inseln Neu-
britannien und Neuirland wird der erste kommerzielle Abbau
bereits vorbereitet, der Start der Förderung wurde für 2013 an-
visiert. Das Vorkommen befindet sich in 1600 m Tiefe und hat
einen hohen Erzgrad an Kupfer, Gold und Silber. Die Tonnage ist
jedoch relativ gering, die gesamte enthaltene Goldmenge von
etwa 15 t entspricht der Jahresproduktion einer einzigen süd-
afrikanischen Goldmine. Daher ist nicht davon auszugehen, dass
die Tiefsee in absehbarer Zeit einen nennenswerten Beitrag für
die Versorgung mit Metallen liefern wird.
Auch Seltenerdelemente könnten eines Tages aus der Tiefsee
gewonnen werden. Ein japanisches Forscherteam (Kato et al.
2011) hat die Gehalte in mehr als 2000 Proben gemessen und
stellte dabei fest, dass der Schlamm am Grund des östlichen
Pazifiks in den obersten Metern durchweg hohe Gehalte auf-
weist, zum Teil höher als bei Lagerstätten an Land. Diese schei-
nen an Eisenhydroxide und Zeolithe gebunden zu sein. Es wäre
relativ leicht, den Schlamm abzusaugen und die Metalle mit
Säure auszulaugen. Der auf einem Quadratkilometer liegende
Schlamm könnte etwa ein Fünftel des derzeitigen Jahresbedarfs
decken. Die Folgen für das Ökosystem wären allerdings weitrei-
chender, als beim Absammeln von Manganknollen.
1.13 Zukunftsmusik?
Bergbau in der Tiefsee
Die Idee, Rohstoffe aus der Tiefsee zu fördern, kam in den
1960er-Jahren auf. Dabei dachte man vor allem an die Mangan-
knollen ( 7 Abschn. 5.6 ), die in weiten Teilen der Tiefsee auf dem
Grund liegen und neben Mangan auch Nickel, Kupfer, Kobalt
und andere Metalle enthalten. Die Umsetzung war nicht leicht,
da man Geräte entwickeln musste, die dem Wasserdruck in einer
Tiefe von mehreren Tausend Metern standhalten, die aber zu-
gleich nicht so schwer sind, dass sie im Schlamm stecken bleiben.
Man entwickelte Raupenfahrzeuge, die auf fantasievolle Weise
die Knollen einsammeln. Ein weiteres Problem ist der Transport
des Materials an die Wasseroberfläche. Eimerketten erwiesen
sich als nicht praktikabel, besser funktioniert es, wenn man das
Material durch Rohre pumpt. Ende der 1970er-Jahre wurden in
mehreren Projekten tatsächlich mehrere Hundert Tonnen der
Knollen gefördert. Im Vergleich zum Bergbau an Land ist das
eine verschwindend geringe Menge und die Kosten waren so
hoch, dass es nicht wirtschaftlich war. Es würde sich nur lohnen,
wenn riesige Gebiete relativ kostengünstig abgesammelt werden
könnten. Der Bergbau in der Tiefsee blieb erst einmal Science-
Fiction.
Ein weiteres Problem ist, dass wir kaum wissen, welche Aus-
wirkungen ein Abbau im großen Stil auf das Ökosystem haben
wird. Nicht nur direkt auf dem Grund lebende Organismen
sind betroffen. Die Oxidation von durchpflügten Sedimenten
könnte dem Wasser Sauerstoff entziehen. Es wird auch Schlamm
aufgewirbelt, von den Knollensammlern selbst in der Tiefsee,
und eine weitere Schlammfahne kommt in geringer Wassertiefe
dazu, wenn das an Bord des Bergbauschiffs abgetrennte wertlose
Material wieder in das Meer geleitet wird. Der Schlamm, der
von Meeresströmungen verdriftet wird, kann zum Beispiel Fisch-
kiemen beeinträchtigen und der reduzierte Lichteinfall ver-
schlechtert die Bedingungen für Fotosynthese. In einem deut-
schen Forschungsprojekt pflügte man 1989 den Meeresboden
auf einer kleinen Fläche um. Nach einem Jahrzehnt hatten sich
die gleichen Arten wieder angesiedelt. Aber in einem realen
Bergbauprojekt wäre die betroffene Fläche um ein Vielfaches
größer.
Die hohen Rohstoffpreise haben seit der Jahrtausendwende
dazu geführt, dass trotz aller Bedenken die Tiefsee wieder ins
Blickfeld gerückt ist. Im Pazifik und im Indischen Ozean wurden
Claims abgesteckt, für die Staaten wie Deutschland, Frankreich,
China, Japan, Korea und Russland Explorationslizenzen erwor-
1.14 Umweltzerstörung, Flächenver-
brauch und soziale Verantwortung
Es ist nicht zu leugnen, dass Bergbau erhebliche Probleme für die
Umwelt und die Gesundheit mit sich bringen kann. Und anstatt
die Lebensbedingungen der Bevölkerung zu verbessern, wurden
in vielen Fällen soziale Verwerfungen noch verschärft (siehe
auch 7 Kasten 1.9 ). Das Problem betrifft insbesondere Länder, in
denen entsprechende Umweltstandards und Sozialpläne nicht
vorhanden sind oder nicht durchgesetzt werden, und solche, in
denen korrupte Politiker für ihren privaten Vorteil auf diese Vor-
schriften verzichten. Ein entsprechendes Verantwortungsbe-
wusstsein ist notwendig, um die Folgen zu minimieren.
 
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