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Kasten 6.10
Deepwater Horizon
Die Havarie der Bohrplattform Deepwater Horizon ( . Abb. 6.27)
im Golf von Mexiko, 66 km vor der Küste von Louisiana, war
die schwerste Ölkatastrophe der Geschichte. Am Abend des
20. April 2010 kam es zu einem Methan-Blowout, unter hohem
Druck stehendes Erdgas strömte aus und entzündete sich auf
der Plattform explosionsartig. Etwas mehr als einen Tag lang
stand die Plattform in Flammen, bevor sie sank. Elf Arbeiter ka-
men ums Leben. Man war gerade dabei, den Brunnen fertigzu-
stellen, wobei beim Betonieren des Casings im tiefsten Teil des
Brunnens erhebliche Probleme auftraten, unter anderem,
weil man einen ungeeigneten Zement verwendete. Auch
wurden Druckanzeigen falsch interpretiert und notwendige
Tests unterlassen. Schließlich versagte der auf dem Meeres-
grund installierte Blowout-Preventer. Die Motoren der Plattform
erstickten in der Gaswolke, sodass sie abtrieb. Mängel im Sicher-
heitssystem taten ihr Übriges.
Mit dem Sinken war die Angelegenheit noch längst nicht
vorbei, denn nun traten am Meeresgrund in 1400 m Wasser-
tiefe aus mehreren Lecks Öl und Gas mit hohem Druck aus;
späteren Schätzungen zufolge waren es am Anfang 62 000
Barrel pro Tag. Zunächst versuchte man, mit Tauchrobotern
den Blowout-Preventer zu schließen, was nicht gelang. Dann
versuchte man, über das Leck eine Stahlkuppel zu setzen, um
das Öl durch ein Rohr zu leiten. Diese Methode funktioniert
im flachen Wasser, aber nicht in der Tiefsee, denn es bildeten
sich Methanhydrate (
tauschen von Kappen in den Griff zu bekommen, begannen
zwei Bohrschiffe damit, sogenannte Entlastungsbohrungen
abzuteufen. Diese sollten im tiefen Abschnitt, 5500 m unter
dem Meeresgrund, den Brunnen treffen, um diesen mit
Bentonit und Zement zu schließen (» bottom kill «). Am 85. Tag
schaffte man es endlich, eine 75 t schwere Kappe auf das
Leck zu setzten und es temporär zu schließen. Inzwischen
waren bereits 4,9 Millionen Barrel Öl ausgeflossen, den einge-
fangenen Teil nicht eingerechnet. Zu allem Überfluss mussten
wenige Tage später die Schiffe die Unglückszone wegen eines
Sturms verlassen. Erst danach konnte der Brunnen endgültig
verstopft werden, zunächst von oben durch Einpumpen
von Zement und Bentonit, was möglich war, da der Öldruck
nachgelassen hatte, anschließend auch von unten über die
Entlastungsbohrungen.
Ein Teil des ausgeflossenen Öls wurde abgefackelt, ein weiterer
von Spezialschiffen eingesammelt. Der enorme Ölteppich
erreichte auf beiden Seiten des Mississippideltas die Küsten-
region, aber zum Glück nicht so großflächig, wie man be-
fürchtet hatte. Zu den Opfern gehörten 151 Delfine, Hunderte
Schildkröten und viele Vögel, außerdem nahm unter dem
Öl der Sauerstoffgehalt des Wassers ab. Noch größer scheint
aber der Schaden in der Tiefsee zu sein. Ein großer Teil
sedimentierte auf dem Meeresgrund und tötete dort und
im tiefen Wasser lebende Organismen (Schrope 2011). Der
Grund für die Sedimentation dürfte die Wassertiefe sein, selbst
große Öltropfen brauchten vier Stunden, um durch die Wasser-
säule aufzusteigen, kleine noch deutlich länger. Offensichtlich
reichte die Zeit, dass Mikroorganismen die leichten Bestand-
teile des Öls konsumieren konnten, wodurch das Öl schwerer
wurde und wieder absank.
Abschn. 6.10), die das Rohr verstopf-
ten. Der Ölaustritt war so stark, dass es auch nicht gelang,
schwere Bohrspülung durch den Blowout-Preventer einzu-
speisen (» top kill «). Vorläufig steckte man einfach ein Rohr in
das Leck, das wenigstens einen Teil abfangen konnte. Während
man versuchte, das Leck durch Absägen von Rohren und Aus-
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Abb. 6.27 Die brennende Plattform Deepwater Horizon am 21. April 2010. © US Coast Guard / USGS.
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