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sourcen war deutlich größer als die Funde neuer Ölfelder. Dieser
Entwicklung sind natürlich Grenzen gesetzt, sicherlich wird nie
ein Ausbringen von 100 % möglich sein, aber selbst eine kleine
Verbesserung kann eine signifikante Ölmenge erreichbar
machen. Hinzu kommt, dass häufig die frühe Abschätzung der
Ölmenge eines Feldes zu niedrig ist und die Felder dann mit
weiterer Exploration »wachsen«. Zum anderen wurde ursprüng-
lich nur konventionelles Öl berücksichtigt. Doch schon heute
machen unkonventionelle Quellen wie die Teersande in Kanada
und Schieferöl in den USA einen beachtlichen Teil der Förderung
aus, mit steigender Tendenz. Hier kommen gewaltige zusätzliche
Ressourcen ins Spiel, die das konventionelle Öl in den Schatten
stellen. Neuere Prognosen berücksichtigen bereits unkonven-
tionelles Öl, obwohl die Schätzungen der förderbaren Menge
extrem weit auseinanderliegen.
Ein weiteres Argument mancher Pessimisten ist, dass die
Neufunde in den 1960er-Jahren einen Peak erreicht haben und
danach weniger wurden. Nun wird argumentiert, das läge daran,
dass fast alle großen Felder schon bekannt seien. Hier kommt
eine weitere falsche Annahme zum Tragen, nämlich dass grund-
sätzlich große Ölfelder als Erstes gefunden werden. Ein kleines,
oberflächennahes Feld ist aber oft leichter zu finden und günsti-
ger zu erschließen, während manche große Felder schwer zu fin-
den und auch teuer zu entwickeln sind. Die Flaute an Neufunden
lag allerdings auch daran, dass der Ölpreis in den 1990er-Jahren
relativ niedrig war und entsprechend wenig in die Exploration
investiert wurde. Da der Preis seit der Jahrtausendwende deut-
lich gestiegen ist, wurde verstärkt exploriert, was zur Entdeckung
mehrerer großer Felder geführt hat. Noch immer gibt es Sedi-
mentbecken, die noch nicht ausreichend untersucht wurden -
auch wenn es immer weniger werden. Von den Polarregionen
ganz abgesehen. Nach Meinung des USGS hat ausgerechnet
der Irak das weltweit größte Potenzial für noch nicht entdeckte
konventionelle Ölfelder, weil wegen der bekannten kaum in die
weitere Exploration investiert wurde.
Allerdings liegen viele der im letzten Jahrzehnt neu ent-
deckten Felder in der Tiefsee, was nicht nur einen enormen
technologischen Mehraufwand bedeutet, sondern auch sehr
hohe Erschließungskosten. Ein Reichtum, wie ihn die arabischen
Länder kennen, ist von solchen Feldern eher nicht zu erwarten.
Das 2006 vor Brasilien entdeckte Lula-Feld zum Beispiel, das zu
den wichtigsten Neufunden zählt und immerhin den Weltbedarf
für drei Monate decken könnte, befindet sich unter 2000 m Wasser
und unter 5000 m Gestein, in einer Falle unter einem mächtigen
Salzhorizont. Zum Zeitpunkt der Entdeckung gab es weltweit nur
eine einzige Plattform, die in ähnlicher Wassertiefe förderte, ein
Jahrzehnt zuvor lag der Rekord noch bei der Hälfte. Und Salz
unter entsprechend hohem Druck zu durchbohren ist auch nicht
trivial und erst durch die neue Technologie mit » measurement
while drilling « von geringem Risiko. Die neuen Plattformen, die
hier arbeiten können, kosten ein Vielfaches mehr als die Plattfor-
men für flacheres Wasser, auch die laufenden Kosten sind höher.
Die Förderung aus dem Lula-Feld begann 2013. Rekordhalter ist
aber seit 2010 die in 2438 m Wassertiefe operierende Perdido Spar
im Golf von Mexiko. Damit hat man bereits fast den äußeren
Rand des Kontinentalhangs erreicht, die eigentlichen Tiefsee-
becken sind kaum mit Sedimenten überdeckt, dort ist also auch
kein Öl zu erwarten. In der Tiefsee arbeitet man durchaus am
technischen Limit, die Havarie der Deepwater Horizon ( 7 Kasten
6.10 ) war nicht der einzige Unfall. Die enormen Kosten bei der
Erschließung solcher Felder lässt die Grenze zwischen konven-
tionellen und unkonventionellen Ölquellen verschwimmen. Wir
können davon ausgehen, dass in den nächsten Jahrzehnten in
ähnlicher Wassertiefe weitere große Funde gemacht werden,
vielleicht folgt auch einmal der Run auf die Polarregionen - aber
irgendwann wird es mit dem konventionellen Öl wirklich knapp.
Ein globales Fördermaximum wird es sicher irgendwann
geben, ansonsten wird die Kurve deutlich unregelmäßiger ver-
laufen, als von den frühen Peak-Oil-Theoretikern vorhergesagt.
Der Peak von billigem Öl hingegen, bei dem man sozusagen nur
einen Strohhalm ins Reservoir stecken muss, ist vermutlich tat-
sächlich schon längst überschritten. Vielleicht führt das dazu,
dass regenerative Energiequellen konkurrenzfähiger werden,
was dem Klima zu wünschen wäre. Die Anzahl der leicht aus-
beutbaren Felder, die noch auf ihre Entdeckung warten, dürfte
gering sein. Für Länder, die noch Reserven an billigem Öl haben,
wird die Gewinnspanne weiter steigen. Immerhin haben Saudi-
Arabien und Irak noch große Ölfelder in der Hinterhand, die
bisher überhaupt nicht erschlossen wurden, weil die produzie-
renden Felder die gewünschten Förderquoten schon decken.
Egal, ob es sich um ausgefeilte Tertiärförderung, um neue
»normale« Felder in der Tiefsee, in Polarregionen oder im ab-
gelegensten Teil Sibiriens handelt oder um unkonventionelle
Quellen wie Teersand oder Schieferöl - je weiter der Anteil des Öls
steigt, das nur mit hohen Kosten gefördert werden kann, desto
mehr ist zu erwarten, dass der Ölpreis anziehen wird, selbst wenn
noch enorme Ressourcen vorhanden sind. Das heißt nicht, dass
der Ölpreis nicht auch mal fallen kann. Wenn die Kapazitäten zu
schnell ausgebaut werden, sinkt er unter die Produktionskosten
von unkonventionellem Öl, mit entsprechenden Folgen für die
involvierten Firmen. Die globale Fördermenge ist nicht nur von
den vorhandenen Ressourcen abhängig, sondern auch vom Ver-
brauch - und vom Preis, den die Produzenten erzielen können.
6.7 Fracking: Schiefergas
und tight oil
Schiefergas und Schieferöl sind in den Poren von Ton-
steinen fest eingeschlossene Kohlenwasserstoffe, die das
Muttergestein nicht verlassen konnten. Sie können durch
Fracking gewonnen werden. Verwirrenderweise wird
»Schieferöl« manchmal auch als Synonym für synthetisches
Öl aus Ölschiefer verwendet. Tight gas und tight oil sind
in Reservoirgesteinen mit sehr geringer Permeabilität
gefangene Kohlenwasserstoffe, die ebenfalls durch Fracking
gewonnen werden können.
Eine der vermutlich kontroversesten Methoden der Förderung
von Kohlenwasserstoffen ist das sogenannte »Fracking«. Dieses
Wort ist eigentlich die Kurzform von »Hydraulic Fracturing«.
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