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Kasten 5.10
Kara-Bogas-Gol
Der Kara-Bogas-Gol oder auch Karabugas-Golf ist eine flache
Lagune am östlichen Ufer des Kaspischen Meeres in Turkmenis-
tan. Ihr Wasserspiegel liegt meist etwa 1 m tiefer als der durch-
schnittliche Spiegel des Kaspischen Meeres. Die Wasserfläche
beträgt rund 18 400 km 2 bei einer Wassertiefe von nur 4-7 m.
Durch Verdunstung steigt der Salzgehalt des Wassers in der
Lagune auf 34 %. Im Kaspischen Meer beträgt der mittlere Salz-
gehalt nur 1,1-1,3 % und liegt damit etwa um die Hälfte nied-
riger als in den Ozeanen. Die Lagune wird durch zwei schmale
Landzungen vom Kaspischen Meer abgetrennt und ist nur über
einen engen Durchlass mit ihm verbunden (
eine Maßnahme, die sich nicht nur als vollkommen unnötig
herausstellte (der Spiegel des Kaspischen Meeres stieg bereits
seit 1978 wieder an), sondern auch viele negative Folgen für die
Bucht und das umliegende Land hatte. Abgeschnitten vom
Nachfluss trocknete die Lagune aus und verwandelte sich in eine
Salzwüste. Flugsalz beeinträchtigte die umliegende Landwirt-
schaft stark und führte zu vielen Umweltproblemen. Zudem
wurde der wirtschaftlich für die Region wichtige Abbau von
Glaubersalz durch die Austrocknung unmöglich. Schließlich
wurde der Damm 1992 wieder beseitigt und die Lagune wieder
geflutet. Aufgrund ihres hohen Salzgehalts wäre die Lagune
auch ein idealer Standort für ein Osmosekraftwerk mit einer
möglichen Leistung von mehr als fünf Gigawatt (Dambeck 2012).
Abb. 5.26). Um
eine weitere Absenkung des Kaspischen Meeres zu verhindern,
wurde der schmale Kanal 1980 durch einen Damm verschlossen,
.
Abb. 5.26 Die Lagune Kara-Bogas-Gol und ein Teil des Kaspischen Meeres. Durch einen engen Durchlass fließt Wasser über die
Landzunge in die Lagune. © NASA.
folge von Gebirgsbildung, ein weltweites Absinken des Meeres-
spiegels (was aber vermutlich zu diesem Zeitpunkt nicht der Fall
war) oder eine Hebung, die auf eine Dynamik im Erdmantel zu-
rückgeht: Demnach bewegte sich eine Inselbogen-Subduktions-
zone durch das Mittelmeer auf die Meerenge zu ( rollback ), was
dazu führte, dass sich unter den Rändern von Afrika und Spanien
der schwere lithosphärische Mantel ablöste (Duggen et al. 2003,
2005), der Auftrieb hob die Kruste an. Da die Verdunstung deut-
lich höher als die Menge an einfließendem Frischwasser war,
sank der Wasserspiegel im Mittelmeer und die Salinität stieg.
Irgendwann setzte die Ausfällung von Gips und später von Salz
ein. Mehrfach konnte weiteres Meerwasser vom Atlantik in das
Becken eindringen, doch letztlich war das gesamte Wasser ver-
dunstet und in den tiefsten Becken, mehr als 3000 m unter dem
normalen Meeresspiegel, hatten sich mächtige Salzablagerungen
gebildet. Irgendwann drang erneut Wasser in das Becken ein,
dabei entstand die Straße von Gibraltar. Das Salz wurde seither
mit jüngeren marinen Sedimenten bedeckt.
Das Mittelmeer ist ein Meeresbecken, das sich zwischen zwei
Kontinenten befindet, welche sich aufeinander zu bewegen, eine
Konstellation, die das Abschnüren eines Beckens relativ wahr-
scheinlich macht. Aber auch beim Zerbrechen eines Kontinents
können mächtige Salzablagerungen entstehen. Das jüngste Bei-
spiel hierfür sind mächtige Evaporite im nördlichen Roten Meer.
Diese entstanden im mittleren Miozän, als sich das ursprünglich
kontinentale Grabensystem zu einem Meer entwickelte. Zunächst
wird die kontinentale Kruste so stark gedehnt, dass manche Be-
cken des Grabensystems deutlich tiefer als der Meeresspiegel sind.
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