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Ford Madox Ford sagte: »Man heiratet, damit das Gespräch nicht ab-
reißt.« Warum soll man dem Tod gestatten, es zu unterbrechen? Der
Kritiker H. L. Mencken war vier Jahre und neun Monate mit seiner
Frau Sara verheiratet. Dann starb sie. Nach fünfjähriger Witwerschaft
schrieb er:
Es ist buchstäblich so, dass ich noch immer jeden Tag meines Lebens und fast jede Stunde
des Tages an Sara denke. Immer wenn ich etwas sehe, was ihr gefallen hätte, sage ich
unwillkürlich, das werde ich kaufen und ihr mitbringen, und ich denke ständig daran, was
ich ihr alles erzählen will.
Das können diejenigen, die den Wendekreis des Leids noch nicht über-
schritten haben, oft nicht verstehen: Wenn jemand tot ist, dann heißt
das zwar, dass er nicht mehr am Leben ist, aber es heißt nicht, dass es
ihn nicht mehr gibt.
Also spreche ich ständig mit ihr. Das kommt mir ebenso normal vor, wie
es notwendig ist. Ich erläutere, was ich mache (oder im Laufe des Tages
gemacht habe); ich weise sie beim Autofahren auf dieses und jenes hin;
ich formuliere ihre Antworten. Ich halte unsere verlorene Privatsprache
lebendig. Ich necke sie, und sie neckt mich zurück; wir kennen den Text
auswendig. Ihre Stimme beruhigt mich und macht mir Mut. Ich schaue
ein kleines Foto auf meinem Schreibtisch an, auf dem sie einen leicht
spöttischen Blick hat, und ich gehe auf ihren Spott ein, egal, worauf er
sich bezieht. Banale häusliche Angelegenheiten werden durch eine kur-
ze Diskussion geklärt: Sie stimmt mir zu, dass die Badematte abscheu-
lich ist und weggeworfen werden sollte. Außenstehende mögen das für
eine exzentrische oder »morbide« Angewohnheit oder auch für Selb-
stbetrug halten; aber Außenstehende sind per deinitionem Menschen,
die noch kein Leid erfahren haben. Ich kann meine Frau mühelos und
wie selbstverständlich externalisieren, weil ich sie mittlerweile intern-
alisiert habe. Das Paradox des Leids: Wenn ich die nunmehr vier Jahre
ihrer Abwesenheit überlebt habe, dann darum, weil ich vier Jahre in ihr-
er Gegenwart verbracht habe. Und ihre aktive Fortexistenz widerlegt,
