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man an größeren Sportereignissen kaufen konnte, stellte ich fest, dass
meine Bedürfnisse sehr speziell waren. In jenen ersten Monaten woll-
te ich mir Sport anschauen, an dem ich emotional fast überhaupt nicht
beteiligt war. Ich verfolgte gern - der Ausdruck ist allerdings zu stark
für diese eher lustlose Teilnahme - Fußballspiele zwischen, zum Beis-
piel, dem FC Middlesbrough und Slovan Bratislava (im Idealfall ein
Rückspiel, bei dem ich die erste Runde verpasst hatte) in einem un-
bedeutenden europäischen Turnier, das vornehmlich in Middlesbrough
und Bratislava für Aufregung sorgte. Ich wollte mir Sport anschauen,
der mir normalerweise gleichgültig gewesen wäre. Weil ich jetzt nur
noch gleichgültig sein konnte; ich hatte keine Emotionen mehr zu
vergeben.
Ich trauere unkompliziert und absolut um sie. Das ist mein Glück wie
auch mein Unglück. Schon bald ging mir der Satz durch den Kopf: Sie
fehlt mir bei allem, was ich tue, und bei allem, was ich nicht tue. Das
war einer der Sätze, die ich mir immer wieder vorsagte, um mich zu
vergewissern, wo und was ich war. Wie ich mich auch auf dem Weg
nach Hause für meine Rückkehr wappnete, indem ich laut vor mich
hin sagte: »Ich komme weder mit ihr noch zu ihr zurück.« Ebenso ber-
uhigte ich mich, wenn etwas nicht geklappt hatte, zerbrochen oder ver-
legt worden war, mit dem Spruch: »Auf der Skala des Verlusts ist das
gar nichts.« Doch der Solipsismus des Leids geht so weit, dass ich kaum
über Abstufungen und Unterschiede nachdachte, bis eine Freundin zu
mir sagte, sie beneide mich um mein Leid. Warum das denn?, fragte
ich. Weil: »Wenn X [ihr Mann] stürbe, wäre es für mich komplizierter.«
Sie erklärte das nicht näher und musste es auch nicht. Und ich dachte:
Vielleicht habe ich es in gewisser Weise leicht.
Als ich zum allerersten Mal länger als ein, zwei Tage von ihr getrennt
war - ich war zum Schreiben aufs Land gefahren -, entdeckte ich,
dass sie mir nicht nur in jeder vorhersehbaren Hinsicht fehlte, sondern
obendrein (oder vielleicht unterdrein) auch moralisch. Das überraschte
mich, hätte mich aber vielleicht nicht überraschen sollen. Auch wenn
