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und sich im Kreis des Prinzen von Wales bewegte, lebte er dem Diction-
ary of National Biography zufolge »ziemlich allein«.
Konventionelle Menschen inden eine gewisse Unkonventionalität
akzeptabel und oft auch reizvoll; Burnaby hat diese Grenze ofenbar
überschritten. Ein treuer Freund nannte ihn »den liederlichsten Sch-
lingel, den es je gegeben hat« und meinte, er habe »auf einem Pferd
gesessen wie ein Mehlsack«. Sein Aussehen galt als fremdländisch mit
»orientalischem Einschlag« und einem mephistophelischen Lächeln.
Das Dictionary of National Biography nannte ihn eine »jüdisch-italien-
ische« Erscheinung und merkte an, sein »unenglisches« Äußeres habe
»ihn dazu bewogen, sich allen Bemühungen zu widersetzen, Porträts
von ihm zu erlangen«.
Wir leben auf breiten Stufen, auf ebenen Bahnen, und doch - und de-
shalb - streben wir in die Höhe. Wir sind Erdenwesen und können
doch manchmal zu den Göttern hinaufreichen. Die einen schwingen
sich mit der Kunst empor, die anderen mit der Religion; die meisten
mit der Liebe. Doch wenn wir uns emporschwingen, dann können wir
auch abstürzen. Eine weiche Landung ist selten. Es kann passieren,
dass wir mit beinbrecherischer Gewalt auf den Boden prallen oder
zu fremdländischen Eisenbahngleisen getrieben werden. Jede
Liebesgeschichte ist eine potenzielle Leidensgeschichte. Wenn nicht
gleich, dann später. Wenn nicht für den einen, dann für den anderen.
Manchmal auch für beide.
Warum streben wir dann ständig nach Liebe? Weil in der Liebe
Wahrheit und Magie zusammentrefen. Wahrheit wie bei der Foto-
graie, Magie wie bei der Ballonfahrt.
Trotz Burnabys Verschwiegenheit und Sarah Bernhardts eigenwilligem
Umgang mit Fakten können wir davon ausgehen, dass sie sich Mitte
der 1870er-Jahre in Paris begegnet sind. Für einen Vertrauten des Prin-
zen von Wales war es nicht schwer, Zugang zu der göttlichen Sarah
zu inden. Er schickte ihr vorab Blumen, sah sie in Henri de Borniers
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