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aber auch innerhalb der Familie. Dadurch entstehen soziale Kontrolle und Anpas-
sungsdruck. Dinge anders machen zu wollen, als die Eltern es gut inden, braucht
von der jüngeren Generation viel Willensstärke. Auch das ist ein Grund, warum
es keine nennenswerte emiratische Jugendkultur gibt und keine nennenswerten
alternativen Lifestyles und Lebensentwürfe. Wer als Emirati ein Boheme-Leben
führen will, ein extrem westliches Leben, wer unverheiratet mit jemandem
zusammenleben möchte oder eine gleichgeschlechtliche Beziehung sucht, ver-
lässt zumeist das Land und fängt fern der Familie und des sozialen Korsets in
Europa, Australien oder den USA ein neues Leben an. Es ist leichter, ganz mit der
Familie zu brechen, als alte Familienstrukturen aufzubrechen.
Emiratische Jugendliche benehmen sich wie kleine Erwachsene und spielen
sich vielleicht Streiche, bleiben aber im Familienverband, anstat sich in Cliquen
zu trefen. Von kleinen Auslügen zum Breakdancen an der Corniche, Fußball-
turnieren und Wüstentouren mal abgesehen. Für Frauen kann dieser Anpas-
sungsdruck Schutz bedeuten. Wer mit dem neuen Ehemann, der häuig ein Cous-
in ist, in der Villa der Eltern oder in einer Villa auf dem elterlichen Grundstück
wohnen bleibt oder bei seinen Eltern mit einzieht, ist nie komplet allein mit dem
Ehemann und wird - wenn vielleicht schon nicht leidenschatlich geliebt - so
doch zumindest nicht misshandelt, weil auch darüber die Familie wacht. Wie
lange die arrangierte Zweckehe als soziale Norm noch Bestand hat, ist bei dem
hohen Bildungsstand der jungen emiratischen Frauen und Männer abzuwarten.
Das Gesicht wahren - diesen Wert wird es aber noch lange geben. Das Gesicht
wahren bedeutet auch, in der Öfentlichkeit stets eine makellose Fassade zu
präsentieren. Dazu gehören geplegte, verhüllende Kleidung und würdevolles
Autreten. Niemals in Sandalen und dem langen weißen Hemd rennen. Nicht
kleckern. Keine Schweißlecke zeigen. Nicht herumlümmeln, latschen und läzen,
sondern immer das Kinn hoch und den Rücken gerade halten. Immer hölich und
dabei dennoch ein wenig reserviert sein. Und vor allem: Niemals, niemals die
Nerven verlieren.
Das gilt auch für das Geschätsleben. Jemand, der in einem Meeting oder gar
als Chef die Nerven verliert und zu schreien beginnt, ist bei den Emiratis unten
durch. Er ist lächerlich und braucht sich überhaupt nicht mehr blicken lassen,
wird eventuell sogar ausgelacht. Das kann sogar schon passieren, wenn jemand
überambitioniert oder über-ernsthat autrit, denn auch dies gilt als lächerlich.
Dass die Emiratis schreien, scheint nur so - sie sprechen ot laut und tempera-
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