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alle ihre Frauen gleich zu behandeln, und die Frauen können dies bei einem
Scharia-Gericht einklagen. Ungleichbehandlung ist ein anerkannter Scheidungs-
grund. Das bedeutet, dass Männer ihrer zweiten Frau und deren Kindern ein
ebenso großes Haus kaufen müssen wie der ersten und auch genauso viel Zeit
mit ihr zu verbringen haben. Es sich zeitlich und inanziell leisten zu können,
mehrere Frauen zu haben, ist für Männer also ein Statussymbol. So ungewohnt es
klingen mag - für Frauen kann dies auch ein gewisser Schutz sein. Denn ein
Mann, der es sich leisten kann, wird eine zweite Frau heiraten, anstat sich mehr-
ere Geliebte zu nehmen, oder sich, wenn die Beziehung kriselt oder langweilig
geworden ist, von der ersten Frau nicht scheiden lassen, sondern ihr und den ge-
meinsamen Kindern weiterhin ein stabiles Umfeld bieten. Das ist arabisches
Familien-Patchwork.
Männer, die in der Öfentlichkeit mit mehreren Frauen zu sehen sind, führen
dabei in den allerseltensten Fällen ihre gesammelten Ehefrauen aus, denn darauf
hätten die Frauen keine Lust. Gleichbehandlung in der Vielehe bedeutet nicht,
gleichzeitig etwas zu unternehmen und im selben Laden dieselbe Tasche für alle
Frauen zu kaufen. Die Frauen sind außer der Ehefrau seine Verwandten oder die
Verwandten der Frau, Schwestern und Cousinen etwa, Töchter und Müter.
Dass mehrere Ehefrauen eines Mannes gemeinsam in einem Haus wohnen, ist
absolut unüblich und eher eine Notlösung als gesellschatlich akzeptiert. Vor al-
lem haben die Frauen keine Lust auf ein solches »Haremsleben«. Wie viele aber
Geliebte und Zweitfrauen klaglos ertragen, um nicht geschieden und hinausge-
worfen zu werden, wie viele junge Frauen einen alten Mann heiraten oder heir-
aten müssen, weil es die Familie so will, wie viele Frauen zu Hause eingesperrt
und kurzgehalten werden, wie viele Frauen häusliche Gewalt erfahren und wie
viele Mädchen eventuell sogar beschniten werden - niemand weiß es. Zumind-
est für einen Teil der Frauen mag das Klischee vom Leben im goldenen Käig
leider stimmen.
Der Käig schränkt ein, er schützt aber auch und macht den Alltag manchmal
angenehmer. In Bussen gibt es Frauensitzplätze und in der Metro Frauenabteile,
in Banken und in manchen Behörden Schalter nur für Frauen, damit diese nicht
zusammen mit Männern anstehen müssen. Grabscher haben dort keine Chance.
An einigen Stränden, in Parks und in Spaßbädern wurden Frauentage oder
Ladies' Nights eingerichtet, an denen nicht nur männliche Gäste draußen bleiben
müssen, sondern auch das gesamte Personal weiblich ist, von der Ret-
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