Travel Reference
In-Depth Information
Rauschen des Meeres ist allenfalls ganz vorne am Ufer zu hören, und nur wenn
der Wind stark genug ist, singt er in den sonnengegerbten Blätern der Man-
groven. Im lachen Wasser warten Schätze, die aufgehoben werden wollen:
Muscheln. Einwanderer aus Südasien ernten sie manchmal, um ihre karge Tafel
zu bereichern.
Die meisten Besucher gehen nur und genießen das warme Licht, das jetzt auf
den Khor fällt, sein Wasser noch dunkler, die Mangroven noch grüner und den
sandigen Boden golden auleuchten lässt. Es sind Familien und Paare, die hier ein
paar Minuten Gemeinsamkeit genießen. Ältere Männer, die ruhig aufs Meer hin-
ausblicken. Jüngere Männer, die sich mit Cousins auf eine Zigarete trefen. Viele
Einheimische leben hier, als wäre der Khor Kalba nicht nur ein Naturschutzge-
biet, sondern auch ein Refugium jenseits all der Modernisierung. Ein Ort, an dem
es lediglich die Natur und ein paar Fischer gibt, wie in den Zeiten vor dem Öl.
Kalba, der Ort, liegt nicht direkt am Khor, sondern etwas nördlich. Niedrige
Häuser ducken sich in einen Palmenhain, überragt von der Bergkete des Hajar-
Gebirges, das in die Halbinsel Musandam mündet und der Küstenebene einen
kantigen Saum verleiht. Über diese Berge ließt jetzt das Sonnenlicht, lässt die
schroffen Kämme und die Palmen als Scherenschnite hervortreten, und sorgt
dafür, dass die Häuser des Ortes und auch die etwas näheren Häuser der Fischer
nicht mehr auszumachen sind. Diese Ansicht bot sich schon den ersten Siedlern,
die hier an Land gingen oder vorbeizogen. Kalba ist aus der Zeit gefallen. Ist so,
wie es ist. Ist sandig, riecht ischig und ist doch wunderschön und einzigartig -
ein Schatz der Emirate, der eben gerade nicht erschlossen ist und wie eh und je so
sein darf, wie er gewachsen ist. Von den Reifenspuren der Geländewagen mal
abgesehen. Lange galt so etwas als rückständig, jetzt ist es eine Kostbarkeit, in
vielen anderen Emiraten für immer verloren. Ihre Abgelegenheit hat die Siedlung
geretet. Am äußersten Zipfel des Landes bildet sie eine Oase in der Einheit-
swüste von Bau und Boom. Wenn man von hier aus eine Weile aufs Meer blickt,
könnte Sindbad der Seefahrer mit weißen Segeln herangeweht kommen.
Aber ach - das kleine Paradies ist für die Menschen schon verloren. Seit
Mai 2012 ist die Zufahrt über die Brücke gesperrt, das Fischen verboten, das erste
Mal seit 8000 Jahren. Man müsse das einzigartige Ökosystem schützen, die beson-
dere Eisvogelart, die es nur in diesem Küstenbereich gibt. Der Bau eines Ökotour-
ismushotels in der Gegend steht an. Entscheidungen, die fern von Kalba getrofen
wurden, in Abu Dhabi und in der Emiratshauptstadt Sharjah. Die Filiale von Ken-
Search WWH ::




Custom Search