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em Konservativismus und Händlerkapitalismus, dem gemäßigten Dresscode, den
unablässigen Rufen der unzähligen Muezzine. Dubaierisch zu sein heißt, sat zu
sein und doch immer hungrig, nach neuen Chancen, Atraktionen und Zer-
streuungen. Skihalle, Megahochhäuser, künstliche Inseln in Palmenform, Riesens-
pringbrunnen, ein Jachthafen so groß wie eine Kleinstadt - alles, was geht, indet
man in Dubai. Dubaierisch sein heißt, das Beste aus allen Welten, die sich dort
treffen, herauszuiltern und zu genießen, jeder seinen eigenen Hedonismus zu
leben, seine eigene Form des Glücks zu suchen, manchmal auch ganz bewusst auf
Kosten der Umwelt und der sozial Schwachen.
Denn, in der Tat, diese gibt es auch in dem glücklichen, saten Dubai. All die
Dienstboten und Niedriglohnarbeiter, die in winzigen uartieren hausen und
sich von dem ohnehin knappen Gehalt jeden Cent vom Mund absparen, manch-
mal nur, um ein Rücklugticket nach Hause bezahlen zu können, was Jahre
dauern kann. All die gescheiterten Glücksriter Südasiens, die eigentlich ein
Riesengeschät machen wollten und jetzt als Pizzaboten mit Mofas durch den
Stau kreuzen, gefangen zwischen Zukuntslosigkeit in Dubai und völliger
Hofnungslosigkeit in der Heimat; die Möglichkeiten abwägend und in ihrem
Zustand verharrend, da eine Verbesserung nicht in Sicht scheint. Die Frauen, die
in den Straßen des Apartmentviertels Mankhool oder einschlägigen Bars anschaf-
fen, weil sie dort mehr verdienen als beim Putzen, wo sie der Hausherr womög-
lich unbezahlt belästigt hat. All jene also, für die ihr Traum von Dubai nicht
aufgegangen ist. Die lebenslustige Stadt spuckt sie aus, hat keinen Platz mehr für
sie, denn Scheitern ist nicht Teil des Konzepts am Golf.
Wer auf ganzer Linie scheitert, wer arbeits- oder gar obdachlos wird und
beteln gehen würde, den sammeln die Behörden ein und schicken ihn umgehend
in sein Heimatland zurück. Die Boomtown hat keinen Platz für Verlierer, die of-
fen sichtbar wären und die Bürger daran erinnern würden, dass es im Leben auch
Misserfolge gibt. Oiziell ist nämlich auch der Pizzabote erfolgreich, denn immer-
hin hat er Arbeit, die er zu Hause in Dhaka sicher nicht häte, und wenn, dann zu
einem deutlich schlechteren Lohn - so rechtfertigt Dubai seinen Niedriglohnsek-
tor. Weil Dubai eine Erfolgsstadt ist, eine selbst ernannte Stadt des Lichts, in der
auch die Schatenseiten noch hell ausgeleuchtet werden, um mit der gewohnten
Leichtigkeit darüber hinwegzugehen. Nicht, dass die anderen Städte am Golf das
nicht genauso handhaben würden, aber Dubai wird dies am häuigsten vorgewor-
fen, vom Ausland gleichermaßen wie von den Nachbaremiraten. Kein Wunder,
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