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In Abu Dhabi gibt es gar kein historisches Viertel mehr. Aber die Festung Al-
Hosn, mit 250 Jahren immerhin das älteste Gebäude der Stadt, ist renoviert
worden und nach langer Schließung endlich wieder für Besucher zugänglich. In
Al-Ain und Fujairah wurden ebenfalls alte Festungen renoviert, in Dubai wurde
1971 im alten Fort ein Museum zur Stadtgeschichte eingerichtet. Vieles in dem
Museum ist bis heute unverändert, weshalb es - wie alle Heimatmuseen der
Emirate - einen ganz eigenen Charme aus Amateurhatigkeit und Altbackenheit
hat.
Genauso ist es mit den Heritage Villages, von denen jedes Emirat mindestens
eines, meistens aber mehrere hat: Es sind Hütendörfer im Stil eines Freilichtmu-
seums, in denen Volkskunst und traditionelle Lebensweise vorgestellt werden.
Gemeinsam ist den Heritage Villages, dass sie staubig sind, es dort heiß ist, Musik
aus alten Lautsprechern scheppert und Inder den Gästen gerne etwas verkaufen
möchten, vom Hennatatoo bis zum Webteppich oder auch ein Foto mit einem
Kamel.
So präsentiert eines der reichsten Länder der Welt seine eigene Kultur? Kaum
zu glauben, aber wahr. Allerdings holen die Emirate in großen Schriten auf. Abu
Dhabi baut auf Saadiyat Island, dem neuen Kulturdistrikt, gerade ein Nation-
almuseum, das seinesgleichen suchen soll, so es denn in absehbarer Zeit eröfnet
wird. Das Party-Village neben dem Museumsdorf von Abu Dhabi ist bereits
aufgegeben worden und erwartet seinen Abriss, die »Petroleum Exhibition«
wurde ersatzlos geschlossen. Im neuen Kulturdistrikt sollen außerdem noch ein
Maritimes Museum sowie Filialen des Pariser Louvre und des Guggenheim Mu-
seums entstehen. Die Eröfnung des architektonischen und auch städtebaulichen
Ensembles wurde schon mehrmals verschoben.
Heritage , das eigene kulturelle Erbe, soll keine angestaubte Touristenatraktion
sein. Heritage soll das sein, woraus die emiratische Identität besteht, worauf man
stolz ist und was man weiterträgt, eine lebendige Tradition - Kultur also. Als
Heritage gelten die Falkenjagd, die Perlenischerei- und die Beduinenkultur, eine
Kultur der Überlebenskunst und der ideellen Kulturgüter, etwa der Erzählkunst,
des traditionellen Tanzes, des Reitens, der Spiritualität und der Dichtkunst. Let-
ztere wird gerade von Scheichs gerne geplegt. Prachtarchitektur, Schauspiel,
Oper, Malerei, klassische Musik, Bildhauerei, Design, Film, Fotograie, all diese
Künste, die den europäischen Kulturbegrif prägen, sind nicht Teil der Beduinen-
kultur und haben daher in den Emiraten keine Tradition. Das bedeutet jedoch
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