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Arabeske: Entrückt auf dem Jebel Hafeet
Das Sandmeer wechselt viertelstündlich seine Farbe. Vom maten Gelbgrau des
Tages geht es in Ocker über. Noch strahlt die Sonne, aber das Farbenspiel kündigt
das Ende des Tages an. Die höheren Dünen werfen Schaten und ziehen eine Wel-
lenstruktur in den Ozean. In der Nähe des Bergs, dessen Gipfel Aussicht über die
Farbluten bietet, schälen sich jetzt Grundstücksgrenzen, Gebüsche und Fahrp-
isten als scharfe Konturen aus den difusen Sandlächen. Der Horizont ist großzü-
gig schraiert durch den Staub, den der Wind vor sich her trägt und der auch
ganz wirklich den Übergang zwischen Boden und Lut verwischt, Erde und Him-
mel zu einem ineinanderließenden Ganzen macht. Der Blick vom Jebel Hafeet
geht in die Ferne. Er endet im Dunst, von dem nicht klar ist, wie weit er entfernt
ist. Der Staub zieht einen sandigen Weichzeichner in die Aussicht von dem
1249 Meter hohen Berg an der Grenze der Emirate zum Oman.
An seinem Fuß entspringen uellen, die schon vor Jahrtausenden Wanderer
aus der Wüste anlockten. Mitlerweile hat sich die Gegend zu einem veritablen
Naherholungsgebiet mit grünen Wiesen und Pools entwickelt. Eine komfortable,
aber steile Straße windet sich von dort den kahlen Berg hinan, vorbei an Aus-
sichtsparkplätzen, an einem Hotel und einem Scheichpalast, um die kur-
venschwindeligen Passagiere schließlich auf ein weitläuiges Plateau zu schicken.
Tagsüber brennt die Sonne auf den asphaltierten Platz, vor dem Imbisskiosk plär-
ren einsame Kinderschaukeltiere ihr elektronisches Lied in die Hitze und warten
auf Eltern, die eine Münze einwerfen. Eine mit Graiti über und über bes-
chriebene Felswand ist Zeuge belebterer Stunden. Parkbuchten sind kürzlich
eingezogen worden, denn die kreisförmigen Reifenspuren zeugen von wilden
Ausritten.
Bei Sonnenuntergang füllt sich der Platz, und der Sonnenuntergang ist früh,
hier unten in der Nähe vom nördlichen Wendekreis. Indische und pakistanische
Familien kurven herauf, emiratische und omanische, ein paar ostasiatische Mäd-
chen, die ihren freien Tag genießen, und nur wenige Touristen. Besonders am
Wochenende, am Freitag und Samstag, ist der Berg ein Auslugsziel. Man ver-
bringt den Tag unten im geradezu unverschämt grünen Park, um ihn dann mit
einer Gipfelerfahrung zu krönen. Die Kinder reiten auf den Spieltieren und
trinken Erdbeer-Fanta. Frauen halten beim Flanieren ihre Koptücher fest, Abayas
lattern im kühlen Bergwind. Die ersten reservieren schon mal Sitzbänke für sich
und die Familie. Ocker wird zu Gold.
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