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Arabeske: Das christliche Erbe
Frühchristliche Klostergründer häten sicher genau diesen Platz gewählt: Der
»Church Compound« von Dubai ist auf der weit und breit einzigen Anhöhe gele-
gen, mit weit ins Land hinaus reichendem Blick, etwas abseits der Siedlung.
Wenn die Kirchen hier Türme häten, wären sie schon von Weitem sichtbar. Ob
die Dubaier Oiziellen so weit gedacht haben, als sie im Jahr 2000 den christ-
lichen Gemeinden diesen Platz für ihre neuen Goteshäuser zuwiesen? Oder
wollten sie die Kirchen einfach absichtlich so weit abgelegen wie möglich plat-
zieren, in Jebel Ali - zwischen dem alten, zerbröselnden Dorf, dem Indus-
triehafen und den Rainerien -, oben auf dem Berg, der dem Dorf seinen Namen
gegeben hat? Eine gute Straße jedenfalls führt nicht zum »Church Compound«,
und ausgeschildert ist der Weg ebenfalls nicht. Er liegt am Rande der Peripherie,
aber sogar an einem emiratischen Wochentag - einem Sonntag - ist dort tag-
süber Betrieb. Müter bringen und holen ihre Kleinkinder aus der Gruppenstunde
des evangelischen Kirchenzentrums. Allein in diesem Gebäude haben zahlreiche
Gemeinden ihre Heimat. Dennis, ein junger Filipino mit intensivem Blick, kennt
sie alle. Er gehört zu den guten Seelen des Gemeindezentrums und weiß aus-
wendig, wer wann in welchem Sakralraum welche Gotesdienste feiert. Die
»Salam«-Halle etwa wird hauptsächlich für die arabischsprachigen Gotesdienste
genutzt, die von evangelischen Gläubigen aus dem Irak, aus Syrien, Ägypten und
dem Libanon besucht werden. »Freitags feiern wir die heilige Messe, da ist unser
Haus voll«, sagt Dennis. Weil der Sonntag in der arabischen Welt ein ganz nor-
maler Arbeitstag ist und niemand Zeit für den Kirchgang hat, inden die Gotes-
dienste freitags stat. »Aber abends ist bei uns auch unter der Woche immer was
los«, fügt Dennis noch an. »Kommen Sie ruhig mal wieder vorbei!«
Die Türen des Gemeindezentrums stehen ofen - ebenso die Tore zu den an-
deren Kirchen im Compound. Orthodoxe Kirchen, indische Kirchen, die äthiopis-
che Kirche. Keine Wachdienste, kein Sicherheitspersonal, kein Stacheldraht sich-
ert die christliche Exklave. Im Hof der katholischen St. Franziskus Kirche baden
Spatzen und Mynahs in Pfützen. Der Kirchenraum ist unverschlossen. Durch die
bunten Glasfenster gleißt die Sonne herein. Das Altarbild zeigt Joseph von
Arimathäa bei der Kreuzabnahme - ein Moment des Leidens, in dem ein Außen-
seiter mutig die Initiative ergreit.
Die christlichen Kirchen gehören zur Kultur und Tradition der Emirate - dies
betonten die Herrscher schon vor der Staatsgründung. Auf der Insel Sir Bani Yas
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