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wird es versäumen, geschätzte Kunden oder verdiente Mitarbeiter zum Rennen
und der anschließenden Megaparty einzuladen. Bei einem spannenden Rennen
kann man dann Scheich Mohammed schon mal jubelnd die Arme hochreißen se-
hen wie sonst Angela Merkel beim Fußball.
Bei aller Volksnähe und Internationalität vergessen Expats und Besucher
manchmal zu schnell, dass die Emirate keine Westminster-Demokratie sind und
im Rechtssystem andere Normen gelten als in europäischen Ländern. Die mod-
erne Benutzeroberläche täuscht darüber hinweg, dass hier eine archaische, von
alter Stammeskultur geprägte und von islamischer Ethik dominierte Gesell-
schatsform ihren erfolgreichen Weg in das 21. Jahrhundert genommen hat. Zu
Reibungen kommt es, wenn diese Art der Staatlichkeit mit westlichen Erwartun-
gen kollidiert und Selbstverständliches plötzlich außer Reichweite zu geraten
scheint. Presse- und Meinungsfreiheit etwa. Diese gibt es in den Emiraten nicht.
Presseerzeugnisse werden zensiert und Inhalte sowie Agenden staatlicherseits
vorgegeben. Der emiratische Staat ist mächtig. Er dreht manchmal ausländische
Internetdienste wie Yahoo tageweise ab oder sperrt ausländische Nachrichten-
seiten, weil darauf »unislamische« Inhalte zu sehen sind. Die Zensoren
schwärzen ausländische Magazine, wenn Models darin zu viel Haut zeigen,
schneiden Küsse und Zärtlichkeiten aus Kinoilmen. Bücher dürfen in den Emir-
aten nur verkaut werden, wenn sie vom Staat ein Unbedenklichkeitszeugnis er-
halten. Dabei achten sie auch auf Kleinigkeiten: Das Wort, das mit P beginnt und
den Golf im Westen üblicherweise näher beschreibt, darf in Druckwerken in den
Emiraten nicht verwendet werden. »Golf« oder »Arabischer Golf« sind erlaubt.
Nicht erlaubt sind Parteien, Gewerkschaten, Betriebsräte und andere polit-
ische und vorpolitische Interessensvertretungen. Es gibt keine Wahlen in den
Emiraten und keine Volksvertretung. Es gibt einen Ministerrat des Bundesstaates
und Ministerräte in den Einzelstaaten. Diese Räte werden auch »Kabinet«
genannt, im Arabischen »Majlis«. Es ist dasselbe Wort, das auch ein Wohnzim-
mer bezeichnet; noch ein Indikator dafür, dass die politische Kultur der Emirate
von der familiären Kultur geprägt ist. Majlis bedeutet wortgetreu übersetzt
»Zusammensitzerei« und bezeichnet Orte, an denen man sich gemeinsam nieder-
lässt, um miteinander zu sprechen. Der Ministerpräsident heißt »Ra-is Al-Majl-
is« - Kopf des Wohnzimmers.
Die Minister werden vom Herrscher ernannt. Der Herrscher wiederum hat
enge Berater. Bei der Besetzung der Berater- und Ministerposten müssen die
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