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das »o« durch ein »u« ersetzt wird. Auch wenn das von französischer Seite lange
behauptet wurde. Es handelt sich um eine eigenständige Sprache, die zur roman-
ischen Sprachfamilie gehört und aus dem Lateinischen hervorgegangen ist.
Neben dem Italienischen ist es auch mit dem Spanischen, dem Portugiesischen,
dem Französischen und sogar mit dem Rumänischen verwandt. Linguisten
nennen das Korsische wie auch das Katalanische, Baskische oder Bretonische
gern »Minderheitensprache«. Ein Korse würde sich lieber die Zunge abbeißen,
als dieses Wort in den Mund zu nehmen. Für ihn ist Korsisch eine vollwertige
Sprache. Seine Sprache.
Allerdings weist sie bestimmte Besonderheiten auf, es existiert nämlich kein
einheitliches Idiom. Von Dorf zu Dorf wird ein anderer Dialekt gesprochen. Das
Korsisch der Berge ist ein anderes als das der Ebenen. Grob kann man sagen, dass
die Sprache im nördlichen Teil der Insel dem toskanischen Italienisch ähnelt,
während man sich im südlichen Teil eher an sardischen Dialekten orientiert. Das
liegt daran, dass Korsisch ausschließlich mündlich weitergegeben wurde, ges-
chrieben wurde italienisch. Heute arbeiten Linguisten emsig daran, das Korsische
zu verschritlichen und der Gegenwart anzupassen.
Puristen beklagen unterdessen, dass immer mehr Gallizismen Einzug hielten,
so wird der Lastwagen camio genannt (französisch: camion ), die Fabrik usina
(französisch: usine ), und aus dem ursprünglichen korsischen butea (Lebensmit-
telladen) wurde in Anlehnung an das französische Wort épicerie die epiceria .
In früheren Jahrhunderten interessierte sich niemand für die Sprachenfrage,
Hauptsache, man konnte sich verständigen. Der korsische Freiheitskämpfer
Pasquale Paoli zum Beispiel hate überhaupt kein patriotisches Problem damit,
das Italienische als Sprache Korsikas anzuerkennen. Erst nachdem Italien die In-
sel 1768 an Frankreich abgetreten hate, begannen mit der Franzisierung (ja,
dieses Wort gibt es tatsächlich) der Insel die Schwierigkeiten.
Frankreich bemühte sich spätestens seit der Revolution um seine sprachliche
Vereinheitlichung. Minderheitensprachen waren verpönt, sie galten als Relikt des
ancien régime , allerdings waren sie noch weit verbreitet. Erst Ende des
19. Jahrhunderts lernten die Franzosen lächendeckend Französisch. Aus Sicht der
Regierung war das auch dringend nötig, denn damals ergab eine Umfrage des
Unterrichtsministeriums, dass auf Korsika noch über 90 Prozent der Einwohner
des Französischen nicht mächtig waren. Das Korsische wurde, wie andere Re-
gionalsprachen auch, explizit verboten und erst nach dem Zweiten Weltkrieg
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