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wenn Sie just um 14.30 Uhr eine Panne haben und Ihr Auto in der prallen Sonne
an der Landstraße liegen geblieben ist. Die Chance, um diese Uhrzeit einen Kfz-
Mechaniker aufzutreiben, geht gegen null. Der Mann macht gerade Siesta - und
zwar aus demselben Grund, aus dem Sie um jeden Preis sofort von der Straße
wegwollen: Im Sommer ist die Hitze unerträglich. Wer einmal im Schweiße
seines Angesichts in der Mitagszeit auch nur die kleinste Anstrengung unter-
nommen hat, versteht sofort, warum sich in südlichen Ländern zwischen 12 und
15 Uhr (bisweilen sogar 16 Uhr) alle in ihre kühlen Häuser lüchten. Die Sonne
strahlt unbarmherzig vom Himmel und macht schnelle Bewegungen und schlaue
Gedanken unmöglich. Stat sich aufzuregen, halten Sie es lieber wie die Korsen:
Suchen Sie sich ein schatiges Plätzchen, beten Sie Ihren Kopf auf ein Handtuch,
und machen Sie ein Schläfchen. Sie werden sehen, danach sieht die Welt ganz an-
ders aus, entspannter irgendwie. Und der Kfz-Mechaniker biegt bestimmt auch
gleich um die Ecke.
Noch zwei Dinge: Versuchen Sie gar nicht erst, sich mit einem Einheimischen
für den frühen Nachmitag zu verabreden. Er wird keine Zeit haben - die Siesta
ist schließlich heilig. Und verschieben Sie Einkaufsbummel auf den späten Nach-
mittag, es sei denn, es genügt Ihnen, durch die Fensterscheiben auf die Auslagen
der geschlossenen Boutiquen zu starren. Die meisten Geschäte (außer die großen
Keten) machen auf Korsika nämlich ebenfalls eine ausgedehnte Mitagspause.
Es gibt aber auch Fälle, in denen einen das pianu der Korsen zur Weißglut
treiben kann. Eine Bekannte meiner Familie baute sich vor vielen Jahren ein
Haus auf Korsika. Da sie die Baustelle nicht die ganze Zeit überwachen konnte,
telefonierte sie regelmäßig mit dem Bauleiter und erkundigte sich nach den
Fortschritten. » Oui , madame «, sagte der jedes Mal und beschrieb ihr detailliert,
woran gerade gearbeitet würde: Das Fundament sei gegossen, der Rohbau stehe,
der Dachstuhl sei fertig, nun würden die Fenster eingesetzt. Madame war zu-
frieden - zumindest so lange, bis sie das beinahe fertige Haus besichtigen wollte.
Als sie zur Baustelle kam, sah sie… nichts, nur eine Brache und ein paar Sand-
haufen. Die Handwerker haten keinen Finger gerührt! Unsere Bekannte war
außer sich, der Bauleiter erging sich in endlosen Erklärungen, die alle in dieselbe
Erkenntnis mündeten: Es hate jeden Tag einen guten Grund gegeben, die Arbeit
auf den nächsten Tag zu verschieben. Mal war es zu windig, dann zu windstill.
Mal zu heiß, dann zu schatig. Mal lockte das Kartenspiel, dann die Wildschwein-
jagd. Mal war jemand krank geworden, dann war der Bagger ausgefallen. Er habe
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