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daran hinderte, stets mit einer Pistole im Gürtel herumzulaufen. Sein Budget von
sieben Millionen Euro verpulverte er zu 70 Prozent für Personalkosten. Jedes Jahr
stellte er zwei neue Mitarbeiter ein, deren Stellen »in keinem Zusammenhang mit
einem Projekt oder einer neuen Strategie« des Parks standen, wie es in einem
Ermitlungsbericht der regionalen Rechnungskammer heißt. Die Angestellten
verfügten ferner über einen Fuhrpark mit 73 Fahrzeugen, die sie selbstverständ-
lich auch privat nutzten. Außerdem erhielten sie für ihre anstrengende Arbeit
Sonderzulagen, in einem Fall waren das mehr als 18000 Euro in einem Jahr.
Eine - mit Sicherheit wegweisende - Studie über die Kaktusfeige ließ sich Präsid-
ent Chiappini 60000 Euro kosten, auch wenn nur drei des insgesamt 43 Seiten
starken Werks sich mit Korsika befassten. Insgesamt wurden für »Studien«, von
denen viele bis heute niemals erschienen sind, Gelder in Höhe von 225000 Euro
ausgegeben. Doch irgendjemand muss in diesem Dickicht an Begünstigten wohl
leer ausgegangen sein - oder Chiappini war noch in andere Machenschaten ver-
wickelt. So oder so, sein Mörder hat die Angelegenheit auf unmissverständliche
Weise geregelt: mit der Wafe.
Wie schön, dass man auf den Gipfeln solche Probleme vergessen kann. Meine El-
tern sind mit uns Kindern jede Ferien wandern gegangen. Wir wurden noch vor
Sonnenaufgang geweckt und schlurten schlatrunken mit unseren Rucksäcken
voller Proviant ins Auto. Wenn ich Glück hate, nickte ich gleich wieder ein,
dann wurde mir in den Kurven nicht schlecht. Wenn ich Pech hate, war mir
speiübel, bevor die Wanderung überhaupt losgegangen war. Ansonsten habe ich
aber viele gute Erinnerungen an diese Auslüge, besonders weil mein Vater uns
beim Aufstieg mit aufregenden Geschichten bei Laune hielt. Am liebsten erzählte
er uns von den »zwölf Arbeiten«, die der antike Held Herkules bewältigen
musste, die mein Vater in allen Einzelheiten so anschaulich beschreiben konnte,
als häte er dem alten Griechen persönlich zur Seite gestanden. Wahrscheinlich
hate er auch Ferdinand Gregorovius' Aufzeichnungen über Korsika gelesen. Der
deutsche Geschichtsschreiber durchwanderte Korsika im Jahr 1852 und hielt
seine Erlebnisse in präzisen »Historischen Skizzen und Wanderungen« fest, die
bis heute so gut wie nichts von ihrer Gültigkeit eingebüßt haben. An einer Stelle
heißt es: »Dieses Naturvolk der Korsen kann jeder einzigen heroischen Tat des
Altertums eine gleiche an die Seite stellen.«
Besonders beeindruckt haben mich damals die riesigen Rinderställe des Augias,
die seit 30 Jahren nicht mehr gereinigt worden waren, die Herkules aber inner-
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