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berichtet, Paris Hilton habe mit ihrem aktuellen Lover und ihrer Monsterjacht in
Porto-Vecchio haltgemacht. Mein erster Gedanke war: Die hat wohl den Hafen
verwechselt! Auf der Sommerroute des internationalen Jetsets lag Korsika näm-
lich bisher noch nicht. Dafür fehlt schlicht die Infrastruktur für Superreiche:
Nachtclubs, in denen die Flasche Champagner mehrere tausend Euro kostet,
Filialen namhater Juweliere und Modehäuser, Sterne-Restaurants.
Wenig später lernte ich ein pensioniertes Ehepaar kennen, das sich auf der In-
sel niedergelassen hate. Franzosen wohlgemerkt, keine Korsen. Sie haten kein-
erlei familiäre Verbindungen zu der Insel, waren vorher nie hier gewesen, aber
nun haten sie beschlossen, hier ihren Lebensabend zu verbringen. Sie haten
ihren Besitz auf dem Festland aufgelöst und sich in der Nähe eines kleinen Dorfes
in den korsischen Bergen ein Haus gebaut. Heute engagieren sie sich in der
Kirchengemeinde, veranstalten Konzerte und genießen ihr Leben als korsische
Neubürger.
Auch in Deutschland scheinen seit drei, vier Jahren auf einmal alle über Kor-
sika zu reden. Es solle dort so wunderschön sein, ob das stimme, werde ich im-
mer wieder von den unterschiedlichsten Leuten gefragt. Natürlich kennen viele
Deutsche die Insel seit Langem und fahren immer wieder hin - laut einer Um-
frage der korsischen Tourismusagentur von 2012 sind sie sogar besonders treu:
Für 79 Prozent der befragten deutschen Korsikaurlauber war es nicht der erste
Besuch, 69 Prozent waren sogar schon mehr als fünfmal dort.
Was ist geschehen? Wenn nun sogar amerikanische Glamourgirls Kurs auf
Korsika nehmen, französische Rentner vom Festland herübersiedeln und die Insel
auch sonst in aller Munde ist, dann muss etwas anders sein als vorher. Es scheint,
als ob nach Jahren des Stillstandes Bewegung in den Tourismus auf Korsika
käme. Kurioserweise passiert das just in dem Augenblick, in dem auch bei uns die
Zeitungen nicht müde werden, darüber zu schreiben, dass Korsika die Region mit
der höchsten Mordrate der Europäischen Union ist. Aber das ist eine andere
Geschichte, die ich später erzählen werde.
Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis die Welt Korsika als Urlaubsziel ent-
decken würde. Die Insel liegt verkehrsgünstig; selbst wenn das Benzin eines
Tages so teuer würde, dass Fernreisen unerschwinglich wären, kann man sie re-
lativ einfach und preisgünstig erreichen. Und, wichtiger noch: Sie bietet Strände
und Berge und hat sich ihre Naturschönheiten bewahrt. Von den 1000 Kilometern
Küste, die Korsika besitzt, sind 50 Prozent noch unbebaut.
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