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Die Korsen verbindet eine Hassliebe mit den Touristen. Einerseits sind sie von
ihnen und ihrem Geld abhängig. Viele Inselbewohner verdienen ihren Lebensun-
terhalt für das ganze Jahr in der Feriensaison, was ihnen gestatet, den Rest der
Zeit mit Müßiggang zu verbringen. Andererseits fühlen sich viele Korsen von der
Urlauberwelle überrollt, die jedes Jahr über die Insel schwappt. Auf etwas mehr
als 300000 Einwohner kommen dann 3 Millionen Touristen, 2,7 Millionen davon
allein zwischen Mai und September. Mit der Zahl der Urlauber steigt auch der
Druck auf die Fischer und kleinen Hoteliers. Multinationale Hotelketen, aber
auch undurchsichtige Investoren bieten denen, die verkaufen wollen, horrende
Summen. Nicht jeder kann da widerstehen - auch wenn das aus korsischer Sicht
den Ausverkauf der Heimat bedeutet.
Es gibt unzählige kleine und große Hotels, aber berühmt ist Korsika für seine
Campingplätze. Es gibt bestimmt 200 von ihnen, zum großen Teil malerisch an
der Küste gelegen. Dazu kommen sogenannte Hotel-Résidences, das sind
meistens größere Hotelkomplexe, um die sich Bungalows gruppieren. Meistens
sind sie Ziel der Pauschalurlauber. Besonders an der Ostküste indet man
zahlreiche Feriendörfer, von denen nicht wenige der Freikörperkultur frönen.
Einige dieser FKK-Clubs sind in deutscher Hand, entsprechend ist auch das Pub-
likum größtenteils deutsch. Ein anderer Grund dafür ist aber sicher auch, dass die
wenigsten Südländer, seien es Franzosen, Spanier oder Italiener, sich für das tex-
tilfreie Dasein begeistern können. So kommt es an den endlosen Stränden der
Ostküste des Öteren zu einem Clash der Kulturen, vor allem, wenn Gruppen von
Nackten ihr Mitagessen in Strandrestaurants einnehmen wollen, die von Korsen
geführt werden. Sie werden dann mehr oder weniger hölich hinauskomplimen-
tiert, wobei sich beobachten lässt, wie unwohl sich die Einheimischen fühlen,
weil sie nicht wissen, wohin sie bei so viel freigelegter Haut schauen sollen.
Aus Sicht der Nudisten mag es eine befreiende Annäherung an den mensch-
lichen Naturzustand sein, seine Kleider auszuziehen. Für Korsen aber wirken die
dicken und dünnen, glaten und faltigen Nackten, die sich ihnen präsentieren,
einfach nur skurril. Früher häten sie sich noch empört, weil die Nudisten ihr
Schamgefühl oder ihre religiösen Gefühle verletzten. Da rückte dann schon mal
ein Trupp moralisch erregter Korsen an und begoss barbusige Frauen mit Farbe.
Heute schüteln die Korsen einfach nur die Köpfe.
Zurück zu den Ferienanlagen. Der berühmteste aller Ferienclubs, der Club Méd,
hat auf Korsika seinen Ursprung. 1935 eröfnete ein nach Frankreich immigrierter
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