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für die Französische Revolution und ihre Ideen - auch wenn er sie zunächst vor
allem als Mitel sah, um Korsika zu befreien. Immer wieder nahm er sich mon-
atelange Auszeiten von der Armee, um nach Hause zu fahren. Zunächst küm-
merte er sich um drängende Familienangelegenheiten, die ihm sein Vater hinter-
lassen hate, wie zum Beispiel eine pleitegegangene Maulbeerbaumschule, in die
Charles viel Geld investiert hate. Geld, das die Familie nun dringend häte geb-
rauchen können. Napoleon setzte alle möglichen Hebel in Bewegung, um das Un-
ternehmen zu reten. Vergeblich.
Bald wurde ihm die Politik wichtiger. Der Rest ist Geschichte…
Über Napoleons Verhältnis zu Korsika muss man wissen, dass der Herrscher
jedes Mal, wenn er zu Beginn seiner Laubahn einen Fuß auf seine Geburtsinsel
setzte, ofenbar ein Stück patriotischer geworden ist. Eine typisch korsische Mal-
aise, die sich auch heute noch diagnostizieren lässt. Ende der 1780er-Jahre wollte
Napoleon unbedingt die Geschicke Korsikas lenken, und zwar an der Seite
Pasquale Paolis, der zu diesem Zeitpunkt noch im Londoner Exil weilte. Um sich
dem Freiheitskämpfer anzudienen, schrieb er ihm einen lammenden Brief: »Gen-
eral, ich wurde geboren, als das Vaterland unterging. Dreißigtausend Franzosen,
die über unsere Küsten hereinbrachen, ertränkten den hron der Freiheit in Strö-
men von Blut. Das war das schreckliche Schauspiel, das mir als Erstes unter die
Augen trat. - Die Schreie der Sterbenden, das Klagen der Unterdrückten, die
Tränen der Verzweifelten umgaben meine Wiege seit meiner Geburt. - Sie [ge-
meint ist Paoli] verließen unsere Insel, und mit Ihnen verschwand die Hofnung
jeglichen Glücks. Sklaverei war der Preis unserer Unterwerfung. Zerschmetert
von dem dreifachen Joch des Militärs, des Gesetzgebers und des Steuerein-
treibers, leben unsere Landsleute ihr verachtetes Leben… verachtet von denen,
die alle Macht der Herrschat in Händen halten.«
Unglücklicherweise erreichte Napoleon mit diesem pathostriefenden Anbie-
derungsversuch rein gar nichts. Der von ihm so glühend verehrte korsische Held
schickte ihm nicht einmal eine Antwort, auch spätere Avancen scheiterten. Paoli
hate nicht vergessen, dass ihn mit Napoleons Vater schon einmal ein Bonaparte
im Stich gelassen hate, und misstraute dessen Sohn. Zu Recht, wie sich herauss-
tellen sollte. Denn nachdem Napoleon mehrfach vergeblich versucht hate, seine
Karriere auf Korsika in Schwung zu bringen, kam es 1792 zu bürgerkriegsähn-
lichen Unruhen in Ajaccio, im Zuge deren die gesamte Familie Bonaparte aus
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