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Man weiß nicht viel über die frühen Jahre Napoleons, außer dass er schon als
Kind einen starken Willen hate, den seine Muter zu brechen versuchte, indem
sie ihn körperlich züchtigte. Napoleon hat ihr das nie übel genommen, im Gegen-
teil, er notierte später, er sei seiner strengen Muter dankbar, seinen Charakter
geformt zu haben. Der Junge verbrachte ohnehin nur neun Jahre in dem
Stadthaus in Ajaccio, ehe er auf den Kontinent geschickt wurde. Dort ließ man
ihn in der Militärschule von Brienne-le-Château erst einmal Französisch pauken,
denn mit Korsisch, so viel war klar, würde er nicht weiterkommen. Es war eine
harte Zeit für den kleinen Napoleon, denn er wurde wegen seines Akzentes,
seines Aussehens und seiner Herkunt von seinen Mitschülern gehänselt, heute
würde man sagen: gemobbt. Wahrscheinlich wurde ihm dort zum ersten Mal klar,
dass er als Korse anders als die anderen war. Er wurde zum Einzelgänger. Angeb-
lich soll sich aber trotzdem schon damals sein Führungstalent bemerkbar
gemacht haben: In seinem Geburtshaus in Ajaccio kann man einen Kupferstich
besichtigen, der Napoleon »bei seiner ersten Schlacht« zeigt. Der Knirps steht in
stolzer Pose, angetan mit Dreispitz und Uniform, inmiten der sich balgenden Ka-
deten und »befehligt« eine Schneeballschlacht. Der Regisseur Abel Gance hat
diese Szene in »Napoléon«, seinem Stummilmklassiker von 1927, ebenfalls
verewigt. Ob sie sich tatsächlich so zugetragen hat? Das weiß niemand, aber die
Anekdote ist einfach zu schön.
So etwas wie Schulferien gab es damals noch nicht, sodass Napoleon nur höchst
selten heim nach Korsika fahren konnte. Das änderte sich auch nicht, als er im
Jahr 1784 auf die École Militaire nach Paris wechselte. Ein Jahr später, Napoleon
hate sich gerade eingelebt, starb sein Vater an Magenkrebs. Die Last, seine
darbende Familie zu ernähren, lag ab sofort bei ihm, denn sein älterer Bruder
Joseph war, wie ofenbar nicht nur die Muter, sondern auch der gerade einmal
sechzehnjährige Napoleon fand, als Familienoberhaupt nicht geeignet. Um end-
lich einen besoldeten Posten antreten zu können und Geld für seine Familie zu
verdienen, studierte er wie ein Besessener und bestand die Oiziersprüfung in
Rekordzeit. »Alle familiären Sorgen«, schrieb er später, »haben mir meine Ju-
gendjahre verdorben; sie haben sich auf meine Stimmung ausgewirkt und mich
vor der Zeit ernst werden lassen.«
Die Frage ist, fühlte Napoleon sich zu diesem Zeitpunkt eigentlich noch als
Korse oder schon als Franzose? Er war wohl hin- und hergerissen. Fest steht, dass
Frankreich ihm Ausbildung und Karriere ermöglichte, später begeisterte er sich
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