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auf der das Logo eines teuren französischen Modelabels prangt. Die Korsinnen
sind extrem modebewusst und lassen sich von so etwas Läppischem wie der Tat-
sache, dass sie eine der am spärlichsten besiedelten Gegenden Frankreichs be-
wohnen, nicht davon abhalten, stets in die neuesten Trends aus Paris zu invest-
ieren. 34 Einwohner teilen sich auf Korsika, statistisch gesehen, einen uad-
ratkilometer (auf dem Festland sind es dreimal so viele), folglich gibt es kaum
Publikum, um die teurer gekleideten Damen zu bewundern.
Es gibt vier internationale Flughäfen auf der Insel, in Bastia und Calvi im
Norden und in Ajaccio und Figaro im Süden. Kommt man in Poreta, dem
Flughafen von Bastia, an, wird man nicht, wie in immer mehr Tourismusdestina-
tionen üblich, von einem architektonischen Juwel empfangen, das aus heimis-
chen Materialien gebaut wurde und dem Besucher schon im Kleinen zeigt, was
ihn im Großen erwartet. Nein, er betrit eine nüchterne Halle, die funktional ein-
gerichtet ist. Sehr wenige Geschäte, ein Imbiss, eine Toilete, ein paar Schalter
der Fluggesellschaten und Autovermietungen. Das war's.
Hier soll niemand beeindruckt werden. Der Flughafen dient als Schleuse, um
von außen auf die Insel zu kommen, zu mehr nicht. Er ist kein Ort großer Ver-
sprechungen. Er ist eher ein Nichtort, der seinen Zweck erfüllt und den Ankom-
menden auf ein neutrales Nulllevel bringt. Es ist, als würden sich die Korsen mit
verschränkten Armen zurücklehnen und denken: Wir wissen, wer wir sind und
mit welch unermesslicher Schönheit unsere Insel gesegnet ist. Mal sehen, ob ihr
Besucher das auch erkennt. Wenn nicht, dann ist das euer Problem, nicht un-
seres.
Wir stehen an der Reling, die Fähre hat sich von dem Lotsenboot zwar schon in
das Hafenbecken manövrieren lassen, sie hat aber noch nicht angelegt, ihr Heck
hat sich noch nicht geöfnet, um die vielen Autos aus ihrem Sardinendasein zu
entlassen. Zu sehen ist linker Hand die riesige Place St. Nicolas, umringt von
zahllosen Cafés und hell verputzten Fassaden der Bürgerhäuser. Auf dessen Süd-
seite steht eine neoklassizistische Napoleon-Statue, die angeblich von der kaiser-
lichen Schwester Elisa in Autrag gegeben und für Ajaccio gedacht war. Doch den
Bürgern der Geburtsstadt Napoleons war das 17-Tonnen-Trumm zu teuer, we-
shalb es 38 Jahre lang im Atelier des Künstlers verstaubte. Im Jahr 1853 erbarmte
sich Bastia, kaute das Denkmal und stellte es hier auf. Direkt gegenüber, auf der
Nordseite des Platzes, steht als Kontrast das Denkmal der Kriegsgefallenen. Es ist
den Korsen gewidmet, die in den drei großen Kriegen für Frankreich gestorben
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