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en. Deinitiv am beliebtesten und stets als Erste besetzt sind die langen gepolster-
ten Bänke unweit des Selbstbedienungsrestaurants.
Ich kann mich nicht erinnern, bei diesen Campingaktionen jemals auf einen
Korsen getrofen zu sein. Zum einen liegt das daran, dass wir die Überfahrt
meistens von Italien und nicht von Frankreich aus angetreten haben, eine
Strecke, die Korsen weniger häuig frequentieren. Zum anderen, und das scheint
mir der eigentliche Grund zu sein, würden sich Korsen diesen Tort nur im äußer-
sten Notfall antun. Der Korse reist mit dem Flugzeug an, und ist er gezwungen,
mit dem Auto zu fahren, dann wird eine Kabine gebucht. Auch wenn sie nicht
billig und der Geldbeutel schmal ist. Das hat viel mit Bequemlichkeit zu tun, aber
vor allem zeigt sich hier das allgegenwärtige Bestreben des Südländers, Würde
und Status zu demonstrieren.
Dazu gehört auch, nicht zu rennen, selbst wenn man es eilig hat und man so
vielleicht den Zug oder Bus verpasst. Ein Korse würde im Restaurant niemals nur
eine klitzekleine Vorspeise bestellen, nur weil er gerade keinen Hunger hat. Ge-
ordert wird selbstverständlich mindestens ein Hauptgericht, besser ein ganzes
Menü. Babys werden in rosafarben oder hellblau gepolsterten Luxuskinderwagen
herumkutschiert, und zwar korrekt gekleidet. »Könnt ihr euch keine Babyschuhe
leisten?«, wurden wir einmal von einem einheimischen Bekannten gefragt, als
wir mit unserem Säugling auf dem Arm ein Café betraten. Da es heiß war und er
sowieso noch nicht krabbeln, geschweige denn laufen konnte, war er barfuß. Für
uns eine Selbstverständlichkeit. Auf Korsika ein Zeichen von Vernachlässigung.
Auf die Insel zu liegen kommt der Vorstellung der Korsen von einer an-
gemessenen Art des Reisens wesentlich näher. Die Zahl der Direktlüge von
Deutschland ist zwar in den letzten Jahren deutlich gestiegen, doch fallen diese
meist in die Urlaubszeit, weswegen man in der Nebensaison einen Umweg über
Paris oder Nizza in Kauf nehmen muss.
Am Gate ist der Unterschied zwischen Touristen und Korsen auf den ersten
Blick erkennbar. Diejenigen Passagiere, die in Funktionsjacken, Shorts und
Trekkingsandalen am Gepäckband stehen und auf ihre Rucksäcke, Isomaten,
Zelte, Kinderwagen und Wassersportgeräte warten, sind die Touristen. Die Ein-
heimischen tragen frisch gebügelte Kleidung, High Heels (Frauen) und Gold-
schmuck (Frauen wie Männer). Sie sind mit leichtem Gepäck unterwegs, und soll-
te doch einmal etwas Sperriges dabei sein, dann ist das meist eine Einkaufstüte,
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