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ging morgens mit Kind, Kegel und belegten Broten an den Strand, kehrte abends
in die Unterkunt zurück und suchte sich dann eine Pizzeria oder Bar an der
Strandpromenade, während die Kleinen mit Freunden unterwegs waren. Nach
drei Wochen setzte sich Familie Rossi wieder ins Auto und fuhr braun gebrannt
und gut gelaunt nach Hause zurück. Heute hat sich die Feriendauer verkürzt und
dafür die Entfernung der Urlaubsziele vergrößert. Billiglieger und Last-Minute-
Angebote haben exotische Küsten in fernen Ländern näherrücken lassen oder
Städtetouren (London, Paris, Berlin) noch leichter gemacht als früher. Doch in
Zeiten der Wirtschatskrise werden inneritalienische Urlaubsorte wieder atrakt-
iver.
Wer seit längerer Zeit mal wieder an der Adria zwischen Ravenna und Rimini
unterwegs ist, wird sich wundern. Es gibt noch die großen Hotelburgen und die
kleinen Pensionen, aber rundherum hat sich vieles verändert. Überall sind riesige
Vergnügungsanlagen entstanden. Auch die Strandbäder stehen ganz im Zeichen
von Sport und Unterhaltung. Und Fitnessstudios, Aktivferiendörfer und Bowling-
center sind wie Pilze aus dem Boden geschossen. Auf der Strandpromenade
sausen abends Inlineskater rechts und links an den Spaziergängern vorbei, und
aus den Bars dröhnt Livemusik.
Die Küste hier war immer schon für ihre Discotheken bekannt, aber heute er-
schlägt einen das Angebot. Nachts gibt es extra Discozüge, die das tanzwütige
Volk von einem Ort zum anderen fahren. Die Eventkultur hat sich der ganzen
Riviera bemächtigt. Ein Tourismusmanager erzählte stolz, dass 150000 Menschen
zwischen Ravenna und Rimini im Sommer allein damit beschätigt seien, die Ur-
lauber bei Laune zu halten. So viele haben früher in Turin bei Fiat gearbeitet.
Vom Fließbandarbeiter zum Animateur, das ist Fortschrit!
Es ist dann immer wieder tröstlich, alte Bekannte wiederzusehen. Nicht dass
ich den jungen braun gebrannten Typen auf der anderen Straßenseite persönlich
kenne. Er hat seit geraumer Zeit Blickkontakt mit einem Tisch der Eisbar aufgen-
ommen, an dem zwei blonde Schönheiten sitzen. Und ich bin mir sicher, dass er
bald an deren Tisch übersiedeln wird.
Der Latin Lover, seine Kunst der Anmache und Verführung ist noch nicht ganz
ausgestorben. Kein Wunder, dass sich Madonna einst mit einem T-Shirt ablichten
ließ, auf dem stand: »Italians Do It Beter.« So inden wir Urlauber, Italiener und
Nichtitaliener, uns am Ende alle im Andenkengeschät wieder. Die Plastikgondel,
der Schiefe Turm in allen Größen, Michelangelos David oder das Kolosseum auf
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