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Hauskirche der Borromeo. Auf der kleinen Piazza davor steht eine Statue des hei-
ligen Carlo mit der großen Nase, um die herum Jugendliche mit ihren Skate-
boards litzen. Unter der Piazza Borromeo ist eine Tiefgarage entstanden - so
fügt sich heute der Adel ins Mailänder Stadtbild ein.
Die vielen Rollen der Frauen
Eine entscheidende Veränderung der Familienverhältnisse hat der Eintrit der
Frauen in die Arbeitswelt gebracht. Durch Arbeit und eigenes Einkommen gibt es
für sie keinen ökonomischen Zwang mehr zur Ehe, dennoch heiraten die
meisten. Die Ehe war lange Zeit ein wirklicher Bund fürs Leben, und die kathol-
ische Kirche wachte streng über ihr Sakrament. Eine Scheidung war (fast) aus-
geschlossen.
Mit Ironie und Sarkasmus behandelt ein Film wie »Scheidung auf italienisch«
(Regie: Pietro Germi) aus dem Jahr 1961 das Problem von der Männerseite aus.
Der Baron Cefalù (eine Traumrolle für Marcello Mastroianni), der seine Geliebte
heiraten möchte, träumt davon, seine Frau einfach umzubringen, um aus dem
»Gefängnis der Ehe« zu entkommen. Eine Scheidung war ja ausgeschlossen.
Aber Mord würde ihn vielleicht lebenslang hinter ganz andere Giter bringen.
Also treibt der Baron seine Frau in die Arme eines Liebhabers und überredet
diesen, mit ihr durchzubrennen. Cefalù fährt den beiden nach, und erschießt als
gekränkter Ehe- und Ehrenmann seine Frau, was nach italienischem Recht ein
geringes Vergehen ist. Nach kurzem Gefängnisaufenthalt kann der Baron zum
zweiten Mal zum Traualtar gehen…
Ein neues Scheidungsrecht, das 1974 mit einem Volksentscheid gegen die
Kirche und die damals christdemokratische Regierung durchgesetzt wurde, hat
dann endlich auch die zivile Ehescheidung ermöglicht. Eine »Scheidung auf itali-
enisch« war für Männer nicht mehr notwendig. Durch das Gesetz wurde jedoch
die soziale Rolle der Frau deutlich gestärkt. Dem Scheidungsrecht folgte 1981 ein
Abtreibungsrecht, das wieder per Volksentscheid gegen die Kirche und die
christdemokratische Partei (DC) durchgesetzt werden musste. Ähnlich wie in an-
deren westlichen Gesellschaten ist jetzt die Schwangerschatsunterbrechung
während der ersten drei Monate möglich. Allerdings hat in jüngster Zeit eine
Bewegung (Movimento per la vita) zum Schutz des ungeborenen Lebens an Ein-
luss gewonnen, die mit Unterstützung der katholischen Kirche und konservat-
iver Medien die Fristenregelung rückgängig machen möchte.
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