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Ehemanns, obwohl der neben den Söhnen nur eine Nebenrolle in den Augen der
Gesellschat zu spielen schien.
Mann und Mamma
Mit Klischees verhält es sich ot so, dass sie nicht der Wahrheit entsprechen und
dennoch einen typisch italienischen Widerspruch zeigen: Die Gesellschat ist im-
mer noch patriarchalisch ausgerichtet, der Machotyp gilt als Vorbild, und nicht
selten müssen sich auch Touristinnen unangenehmer Anmache erwehren. Doch
die Mamma, die ist jedem Macho heilig. Kein Wunder, dass das öfentlich recht-
liche Fernsehen früher »Mamma RAI« genannt wurde, als es zu Zeiten noch
ohne Privatsender in den Mitelpunkt der Familie gerückt war und in einer
gewissen Art die Erziehung der Kinder übernommen hate (was man den Kindern
manchmal leider anmerkt). Die Italiener wissen eben Muterrollen zu schätzen.
Die Rolle der Mamma scheint auch eine aktuelle Zahl des staatlichen Stat-
istikamtes ISTAT zu bestätigen: rund 50 Prozent aller Verheirateten unter
65 Jahren leben höchstens einen Kilometer von der Wohnung der Muter entfernt
(im Süden 58, im Norden 35 Prozent). Und wenn im Abteil kurz vor der Ankunt
des Zuges Hektik ausbricht und jeder sein cellulare , sein Handy, zückt, um die
gute Botschat der Ankunt seinen Lieben mitzuteilen, hört man nicht selten aus
dem Mund gutsituierter Herren mit krokodilledernen Aktentaschen: » Pronto?
Mamma, ich komme gerade an.«
Und der Mann? Der hat das Sagen außerhalb der Familie, am Arbeitsplatz, in
der Bar oder in der Politik. Franca Magnani, die Deutschlandkennerin und große
römische Journalistin, hat mir einmal verraten, was den italienischen Mann vom
deutschen Mann unterscheidet: »Zeit, Phantasie und - die Mamma.« Wenn sich
ein Mann für eine Frau interessiere, inde er immer Zeit, ihr zu imponieren. So
kommentierte Franca auch ironisch die Frage, ob Italiener nun leißig oder faul
seien: »Es hängt von der Zeit ab, die übrigbleibt, nachdem er sich der geliebten
Frau gewidmet hat.«
In Sachen Phantasie sind die Italiener ohnehin Weltmeister, auch in den klein-
en Gesten des Alltags. Franca sagte: »Das Erfolgsgeheimnis so vieler als Latin
Lover weltberühmt gewordener Italiener besteht genau darin - nicht in
übernatürlichen Leistungen, sondern in der breiten Skala ihrer Ausdrucksmög-
lichkeiten. Das Aussprechen, Ausschmücken, das Miteilen ihres Glücks oder
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