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Unglücks - das ist eine unbestreitbare lateinische Gabe.« Das habe der italienis-
che Mann von seiner Mamma gelernt, noch in seinen Kinderjahren.
Das Verhältnis des Italieners zur Frau, ist sie einmal geheiratet worden, ist für
einen Deutschen kaum fassbar. Mehr noch als Ehefrau zu sein, ist sie la mamma
dei miei igli , die Muter meiner Kinder. Womit ihr sozial eine Art Denkmal geset-
zt wird, das aber - wie überall auf der Welt - betrogen werden darf. Nur spricht
man nicht darüber, denn eine hintergangene Frau wird bemitleidet, ein gehörnter
Mann gar ( cornuto ) ist das Abbild von Lächerlichkeit. Zwischen Frau und Mann
gibt es traditionell eine stillschweigend akzeptierte Verteilung der Machtzentren:
er Gesellschat, sie Familie. Franca Magnani: »Es ist falsch, immer nur von der
mangelnden Frauenemanzipation zu sprechen, denn die Emanzipation der Män-
ner ist genauso wenig verwirklicht.« Vielleicht sind die Frauen in ihrer Emanzip-
ation weiter als viele Männer, die alten Rollenbildern nachlaufen. Das mag man
auch daran erkennen, dass der mächtige Unternehmerverband Conindustria von
2008-2012 von einer Frau geleitet wurde. Und mit Susanna Camusso wurde im
Jahr 2010 eine Frau an die Spitze der größten Gewerkschat (CGIL), die aus der
kommunistisch-sozialistischen Tradition kommt, gewählt.
Nonna Antoniettas Kinder und Kindeskinder
Das Bild von der idyllischen italienischen Großfamilie - arm, aber vital und
glücklich - hat nie gestimmt. Inzwischen gibt es die Großfamilie überhaupt nicht
mehr. Die italienische Familie hat sich unter dem Druck der gesellschatlichen
Entwicklung langsam, aber schließlich radikal verändert. Es werden weniger
Ehen geschlossen und weniger Kinder geboren. Brachte jede in Italien lebende
Frau im Durchschnit vor 40 Jahren noch 2,42 Kinder zur Welt, waren es im Jahr
2007 nur 1,37 (in Deutschland 1,39). Dass die Geburtenrate überhaupt positiv ist,
liegt an den Ausländerinnen, die erheblich mehr Kinder in die Welt setzen als die
Italienerinnen. Kaum zu glauben, das kinderliebe, kinderreiche Italien ist heute
eines der Länder mit der niedrigsten Geburtenrate der Welt. Im Wechsel von ein-
er Generation hat so etwas wie eine Revolution statgefunden.
»Nonna« Antonieta zum Beispiel wurde 1917 in Bosa auf Sardinien geboren und
war eines von acht Kindern aus sehr einfachen Verhältnissen. Als Ehefrau eines
Eisenbahnangestellten brachte sie sieben Kinder auf die Welt. Alle Kinder An-
toniettas haben wiederum selbst Familien gegründet. Da war es jedoch aus mit
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