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Schließlich Florenz: Die Stadt am Arno ist berühmt für ihre Plätze. Allen voran
die Piazza della Signoria mit dem Palazzo Vecchio, der Loggia dei Lanzi und den
dahinter liegenden Uizien. Jahrhundertelang war dies das politische Zentrum
der Stadt, stolzer Ausdruck eines Gemeinwesens und außerdem öfentliches For-
um.
In der Fotothek des Deutschen Kunsthistorischen Instituts in Florenz, die sich
wegen ganz piig eingerichteten Onlineausstellungen in den vergangenen
Jahren einen Ruf über den engen Wissenschatskreis des zur Max-Planck-Gesell-
schat gehörenden Instituts hinaus erwerben konnte, indet sich eine sehr schöne
historische Aufnahme der Piazza della Signoria. Sie zeigt den Zustand in den
Sechzigerjahren des 19. Jahrhunderts, unter anderem noch mit Michelangelos
Originalstatue des David vor dem Palazzo Vecchio. Die wenigen Besucher der
Piazza, verwischt durch eine lange Belichtungszeit, wirken wie Geister, die an-
gesichts der Monumentalität der Anlage verschreckt über den Platz huschen.
Heute hat dieser Platz seine alten Bedeutungen verloren, er ist ein Museumsplatz
geworden, was vielleicht auch zu seinem Erhalt beigetragen hat. Aber die Geister,
die er so rief, lassen ihn nicht mehr los: Inzwischen verändern die Massen von
Touristen, die selbst zum Bild des Platzes gehören, seine Wahrnehmung.
Andere Plätze der Stadt, etwa die volkstümliche, weitläuige Piazza Santa
Croce vor der Franziskanerkirche aus dem 13. Jahrhundert, zeigen dagegen, je
nachdem zu welcher Tageszeit man sie besucht, ein verändertes Gesicht. Hier
treffen sich die älteren Menschen des Viertels am Vormitag, spielen Kinder am
Nachmittag und versammeln sich politisch engagierte Jugendliche am Abend. Bei
großen Demonstrationen in Florenz inden die Abschlusskundgebungen regel-
mäßig auf der Piazza Santa Croce stat. Auch ein mitelalterlicher Platz ist ein
moderner Platz. Doch die dazugehörige Kirche, das »Pantheon« von Florenz, und
Brunelleschis Pazzi-Kapelle sind natürlich Teil des touristischen Standardpro-
gramms eines Florenzbesuches. Um das nicht zu stören, hat die Stadtverwaltung
inzwischen das Fußballspielen der Kinder auf der Piazza verboten.
Das Mittelalter zum Anfassen
Als Italien während der Neunzigerjahre nach den Finanz- und Korrup-
tionsskandalen eine schwere gesellschatliche und institutionelle Krise durchlebte
und auch die alten politischen Parteien an Glaubwürdigkeit verloren, redete man
ein paar Jahre lang von einem »Partito dei sindaci«, einer Partei der Bürger-
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