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sion zurückkehrte, wurde er von den Carabinieri auf ofener Straße erschossen.
In Santa Fiora und dem mitelalterlichen Ort Arcidosso tragen heute immer noch
Häuser Lazzaretis Symbol der »Gesellschat christlicher Familien«.
Der Monte Amiata, oder wie die Leute hier schlicht sagen: la montagna (der
Berg), steckt voller Geschichte und Ablagerungen, die sich wie Lavaschichten
übereinandertürmen. Die Etrusker gewannen an seinen Hängen einst Zinnober.
Vor 140 Jahren begann man, uecksilber abzubauen, und es entwickelte sich hier
die größte uecksilberproduktion der Welt. Anfang 1900 wuchs die Produktion
auf 1000 Tonnen pro Tag - das entsprach 35 Prozent des Weltmarktes. Nach einer
vorübergehenden Schließung in den Siebzigerjahren wird etwa in Abbadia S. Sal-
vatore seit 1981 wieder uecksilbererz verarbeitet. Dass der Vulkan noch nicht
ganz zur Ruhe gekommen ist, davon zeugen heiße Dämpfe und uellen, die dem
Berg entspringen. In Bagno Vignoni, einem mitelalterlich anmutenden Dörfchen
mit gerade mal 21 Einwohnern, sprudelt 51 Grad heißes, kalkhaltiges Wasser mit-
ten im Ort in ein rechteckiges Becken, das dem russischen Regisseur Andrej
Tarkowski als Kulisse für seinen Film »Nostalgia« diente. Die heilige Caterina
soll in dieser mitelalterlichen hermenanlage gebadet haben. Für die Kurgäste
gibt es heute hinter dem Hotel einen neuen Pool. Wenn der Besucher Glück hat,
steht er ganz allein am Rande einer dampfenden Piazza und wird von nebliger
Wärme umhüllt.
Die Kräte der Natur, die hier gebändigt werden, können anderswo gewaltätig
ausbrechen. Es ist eine Gewalt, die Landschat formt, zerstört und manchmal
auch Menschenleben bedroht.
Die dünne Haut des Bodens - und der Zivilisation
Beim Anlug am Abend über die Meerenge von Messina herrscht am Boden
bereits Nacht, und Tausende Lichter glitzern diesseits und jenseits der Wasser-
straße. Dann zeichnet sich der Ätna gegen einen in der Flughöhe noch dämmri-
gen Abendhimmel ab. Ein majestätischer Berg, der aber verwundet scheint. Blut-
rot zieht sich wie ein Schnit südöstlich unterhalb des Gipfels eine leuchtende
Linie talwärts: kochende Lava.
Dieses Bild wiederholt sich fast jedes Jahr. Bei einer Reise im Sommer 2008 hat
der mit rund 3300 Metern höchste Vulkan Europas nach monatelangem Stillstand
wieder angefangen, Gase und lüssiges Gestein auszuwerfen. »Der Ätna ist ein
lebendiger Vulkan, er macht nur seine Arbeit«, sagt am Morgen nach meiner
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