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Ankunt in Catania Commissario Luca Ferlito vom Corpo Forestale Regionale,
dem sizilianischen Landesforstkorps. Der Corpo Forestale ist eine Polizeibehörde
für Landschatsschutz und Katastropheneinsatz. Commissario Ferlito, zweifacher
Doktor in Agronomie wie in Forstwissenschat, leitet die Station von Nicolosi,
der letzten kommunalen Siedlung an der Grenze zum Ätna-Naturschutzgebiet.
Als sich ein paar Jahre zuvor im Juli 2001 am Fuß des Südost-Kraters eine
Eruptionsspalte öfnete und mehrere Hundert Meter hohe Lavafontänen aufstie-
gen, begann der bislang letzte bedrohliche Ausbruch des Vulkans, bei dem damals
mehrere Bergrestaurants sowie die Talstation der Seilbahn zerstört wurden und
sogar Orte wie das 700 Meter hoch gelegene Nicolosi in Gefahr gerieten. Dann,
Anfang August, kurz bevor die Lava den Ort erreichte, endete der Ausbruch so
abrupt, wie er begonnen hate. Das letzte Mal, dass Catania selbst in
Mitleidenschat gezogen wurde, das war 1669, als die Lava sogar den Küstenver-
lauf veränderte. Ein Erdbeben gab kurz darauf der Stadt den Rest, weshalb das
Zentrum von Catania durch den Wiederaubau im 18. Jahrhundert diesen einheit-
lich spätbarocken Stil bekam, der heute seinen Zauber ausmacht. In den Anden-
kenläden werden allerlei Dinge (zum Beispiel Aschenbecher) aus grauschwarzem
Lavastein angeboten. Ein in Stein gebanntes Gruseln.
Der Ätna sei unbeständig wie eine Frau, behauptet der französische Miner-
aloge Robert Clocchiati von der Pariser Energie- und Atombehörde CEA, der
sich unserer kleinen Gruppe angeschlossen hat, die Commissario Ferlito an
diesem Vormitag auf den Vulkan führt. Und entschuldigt sich sogleich für den
sexistischen Vergleich. Egal ob Mann oder Frau, er sei eben nicht berechenbar,
und man könne auch nicht sagen, ob der gegenwärtige Ausbruch unterhalb des
Südost-Kraters in den kommenden Tagen zunehmen oder abebben würde. In der
Lokalpresse werden derweil Touristen und Neugierige aufgefordert, nicht weiter
als bis zur obersten Berghüte zu wandern - oder sich erfahrenen Führern an-
zuvertrauen. Vom Geländefahrzeug, das unsere Gruppe über viele Serpentinen in
die Höhe bringt, sehen wir, wie sich die Landschat verändert. Zunächst gibt es
noch Weingärten und Obstplantagen, dann folgt ein schmaler Baumbestand aus
Steineichen und Buchen, der bereits von schwarzer Lava früherer Ausbrüche
durchschnitten wird. Zuletzt wachsen nur noch der typisch gelbe Ätnaginster
und ein paar trotzige Margeriten, die irgendwie zwischen dem Geröll Wurzeln
geschlagen haben. Der Schritsteller Carlo Levi hat die Umgebung Catanias
eindrucksvoll beschrieben: »Es ist eine wundersam und zugleich entsetzliche
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