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Aber man schützt Landschaten auch anders. Zum Beispiel haben die Weinan-
baugebiete Langhe-Roero und Monferrato im südlichen Piemont alles getan, um
von der UNESCO als Welterbe der Menschheit in die Liste für Kulturlandschaten
aufgenommen zu werden. Für die Kandidatur waren jahrelange Vorbereitungen
etwa rund um den Ort Barolo notwendig, wo einer der berühmtesten Rotweine
Italiens gekeltert wird. In den Sechzigerjahren waren hier wie anderswo häss-
liche Lagerhallen entstanden, die jetzt entweder umgebaut oder mit neuen, farbi-
gen Fassaden versehen wurden. Wobei man sich an den Farben der Landschat
orientiert hat: dem Braun des Bodens, dem Rot des herbstlichen Weinlaubs, dem
Blau des Himmels und dem Gelb der Wiesenblumen. Ähnliches gilt für kleine
Fabriken oder neue Wohnhäuser: In die Fassaden eingepasste und auf Dächern
versteckte Fotovoltaikanlagen sorgen vielerorts für natürliche Energie. Denn
Landschat müsse lebendig bleiben, sagt auch der deutsche Landschatsarchitekt
Andreas Kipar, der in Mailand lebt und für die Weinanbaugebiete einen
Entwicklungsplan aufgestellt hat. Man dürfe, so Kipar, Landschat nicht zu einem
Museum machen.
Das gibt es dafür im Ort Barolo selbst. Im Castello Falleti hat der Schweizer
Bühnenbildner François Conino, der unter anderem bereits das Kinomuseum in
Turin gestaltet hat, das neue Weinmuseum »WiMu« eingerichtet. Es bietet einen
faszinierenden, multimedialen Parcours durch die Geschichte des Weinanbaus
von der Antike bis heute und seine Bedeutung für die Region. Von der Ortschat
La Morra auf einem Bergsporn oberhalb von Barolo hat man dann einen herr-
lichen Blick in das Tal und über das Hügelland, das gen Süden zum ligurischen
Apennin ansteigt, während sich im Rücken, im Nordosten, der prächtige Kranz
der Alpen abzeichnet. Die Weinfelder wirken wie säuberlich mit dem Kamm
durchzogene Landschaten, zugleich sind sie versetzt und verwinkelt angelegt,
sodass keine Monotonie aukommt und eher das Bild eines Flickenteppichs
entsteht.
Man hat auch in den vergangenen zwei Jahrzehnten darauf geachtet, dass sich
durch intensive Weinwirtschat keine »Barolo-Wüste« bildet, sondern Mischkul-
turen und kleine Waldbestände erhalten bleiben oder sogar neu angeplanzt wer-
den. Im gesamten Raum, der neben Barolo die Anbaugebiete etwa von Barbar-
esco, Dolceto, Barbero, Asti-Spumante oder der autochthonen Freisa-Traube um-
fasst, ist man stolz darauf, dass im Zusammenspiel von öfentlicher Hand und
Privatunternehmen Landschat nicht einfach nur geschönt wurde, sondern dass
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