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oder verfolgt einen Plan zur Sanierung des Oreto-Flusses in Palermo. Schönheit
bereichere aber auch jeden Einzelnen auf dem Weg zur Persönlichkeitsbildung
und Selbstindung. So fügen sich die Künstlerzimmer des Hotels, das natürlich
ebenfalls eine Gründung durch Antonio Presti ist, die Kunstwerke der Fiumara
d'Arte und die Sozialaktivitäten zu einem Gesamtkonzept, dessen Ziel in großen
Lettern über der Rezeption des »Atelier sul Mare« zu lesen ist: »Devozione alla
Bellezza« - »Verehrung der Schönheit«.
Wenn die Wellen leise lüstern
Damit begann auch eine inzwischen über zwanzigjährige Auseinandersetzung
mit den verschiedenen Machtgruppen der Region. Mit der Politik, die sich von
Antonio Presti herausgefordert fühlte. Und mit der sizilianischen Maia, die von
den Aktivitäten des merkwürdigen Mäzens empindlich getrofen wurde: bei der
Kontrolle des Gebiets, das die Clans zu ihrem jeweiligen Herrschatsbereich zäh-
len. Presti bringt Öfentlichkeit in abgelegene Landstriche und heruntergekom-
mene Vorstädte und zeigt den dort lebenden Menschen, dass Verwahrlosung und
Unterentwicklung kein Naturgesetz ist. Öfentliche Verwaltungen belegten ihn
wegen illegaler Bautätigkeiten mit Bußgeldern, und Gerichte verurteilten ihn,
weil er sie nicht zahlte. Urteile, die später wieder aufgehoben wurden oder in
Vergleichen mündeten. Die Cosa Nostra zeigte ihm auf ihre Art mehr oder weni-
ger ofen, wer die Macht auf Sizilien hat. Es kam Anfang der Neunzigerjahre zu
Bombenanschlägen auch gegen das Hotel in Castel di Tusa. Doch inzwischen hat
die Politik Frieden mit dem Sonderling aus Messina geschlossen und in einem Re-
gionalgesetz den Skulpturenpark der Fiumara d'Arte als Kultureinrichtung an-
erkannt. Und die Maia hält sich zurück. Die Bellezza habe gesiegt, sagt Antonio
Presti. »Und außerdem, was wollen sie machen, sie können dich höchstens um-
bringen.« Höchstens? »Die Maia kann vielleicht deinen Körper töten, aber sie
kann dich nicht als Idee umbringen.« Das sei der »ewige Sieg von Kunst«. Doch
Presti weiß, dass er sich und seine Projekte nur schützen kann, wenn man über
ihn und seine »Partei der Schönheit« weiterhin redet.
Das ist dem Ketenraucher gerade wieder eindrucksvoll gelungen. Von Pietro
Consagras Doppelskulptur aus, die gleichsam das Tor der Fiumara d'Arte bildet,
kann man hoch oben auf einem Gebirgssporn das jüngste Werk des Skulpturen-
parks sehen: eine mit oxidierendem Stahl verkleidete Pyramide des toskanischen
Künstlers Mauro Staccioli, der auch in München am Alten Botanischen Garten
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