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Pizza mit Herz
Gilt der Reis als typisch norditalienische Speise, so ist die Pizza das Symbol des
Südens. Mehr noch: das Symbol Italiens. Für eine Pizza gilt das besonders: die
Pizza Margherita. Sie wurde im Jahr 1889 im Schloss Capodimonte von einem
neapolitanischen Pizzabäcker für die Königin Margherita von Savoyen, Ehefrau
von Umberto I., kreiert. Grüner Basilikum, weiße Mozzarella und rote Tomaten
sind ihre Zutaten - die Farben der italienischen Nationalfahne. Die Pizza ist
nichts anderes als eine Teigscheibe, die zusammen mit ihrem Belag im Holzofen
gebacken wird, deshalb so verführerisch dutet (duten sollte), und deren
geschmacklicher Facetenreichtum kaum zu überbieten ist.
Da gibt es vor allem die Tomate, die mit Kolumbus im 16. Jahrhundert nach
Europa gekommen und in dem klimatisch so verwöhnten Raum um Neapel
heimisch geworden ist. Diese Gartenlandschat Kampaniens liefert die weiteren
Beilagen und Kräuter, und aus der Milch ihrer Kühe macht man den Käse. Beim
Belag sind der Phantasie, wie inzwischen jedermann auch zwischen Chur und
Chemnitz weiß, keine Grenzen gesetzt: mit rohem Schinken oder Muscheln, mit
Sardellen oder Salami, mit Zwiebeln oder Pilzen, Würstchen oder hunisch,
Knoblauch oder Oliven, den Jahreszeiten gemäß gemischt ( quatro stagioni ) oder
als geschlossene Variante ( calzone ). Man isst sie in der traditionellen Scheiben-
form in der Pizzeria, wo man die eleganten Bewegungen des pizzaiolo (Pizzabäck-
er) beobachten kann, der den Teigklumpen auf dem Marmortisch lachdrückt,
mehrfach in der Lut herumwirbelt, bis der Teig eine runde Form annimmt, ihn
aufängt und liebevoll mit Zutaten schmückt.
Eine Vereinigung europäischer Pizzabäcker, die rund 30000 Mitglieder hat
(davon 25000 in Italien), versucht den Kampf gegen die Internationale der Sch-
nellpizzerien (»Pizza Hut«) aufzunehmen. In vielen Städten Europas und natür-
lich auch Italiens knatern abends Mofas mit großen hermokisten durch die
Straßen, um den Kunden die Pizza nach Hause vor den Fernseher zu bringen. Mir
versetzt das einen Stich ins Herz, wenn ich an die Abende mit Freunden in der
Pizzeria denke, die lauten Stimmen, die Rufe, das Lachen - und das Flackern der
Holzscheite im nach oben trichterförmig überwölbten Pizzaofen (damit sich kein
Ruß bilden kann). Was ist schon eine Pizza ohne Pizzeria?
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