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dere zu verstecken. Bestimmte Verbrechen, wie zum Beispiel die Entführung von
Menschen, wären in anderen westeuropäischen Ländern bereits aus geograis-
chen und logistischen Gründen gar nicht in dem Ausmaß möglich, wie sie in
Italien eine Zeit lang an der Tagesordnung gewesen sind. Man indet allerdings
sehr viel weniger Wälder, als es früher einmal gegeben hate, weil die Menschen
seit der Antike zur Gewinnung von Brenn- und Bauholz sowie von Weidelächen
und Kulturland Bäume und Sträucher strälich gerodet haben, ohne an Aufors-
tungen zu denken.
Die Apenninhalbinsel ist erdgeschichtlich ein junges Land und deshalb immer
noch in Bewegung, wie Erdbeben und Vulkanausbrüche zeigen. Was die
Bodengüte betrit, ist Italien ein relativ armes Land und außerdem mit Aus-
nahme der Poebene schwer zu bebauen - was wiederum die Menschen dazu
getrieben hat, auch anderen Kulturformen als der Landwirtschat nachzugehen.
Und damit den Weg für die einzigartige kulturhistorische Entwicklung des itali-
enischen Raums möglich gemacht hat. Das Klima wird durch einen starken Nord-
Süd-Gegensatz geprägt: Im Norden ist es subozeanisch, das heißt, es ist feucht,
und das Land wird von vielen ließenden Gewässern durchzogen. Im Süden ist es
sommertrocken und vom Mitelmeer geprägt. Flüsse werden hier nicht lang.
Über Geißböcke und endlose Weiten
Haben die Menschen in Italien ein Verhältnis zu ihrer Natur? Ganz pauschal kön-
nte man sagen: nein. Die Städter fahren mit dem Auto am Wochenende in die
Natur, um Lut zu holen, gut essen zu gehen oder um ihren Müll in die Land-
schat zu kippen. Und die, die auf dem Land wohnen, sehen die Natur vor allem
als etwas an, aus dem man Proit ziehen kann. Sie plegen ihren Garten, aber das
Feld nebenan oder der öfentliche Grund und Boden ist ihnen egal. In Italien gibt
es kein romantisches Raunen, wie es der deutsche Sprachraum für seine Wälder
und Auen kennt. Ein »Erlkönig« wäre in der italienischen Literatur ebenso un-
denkbar wie die romantische Schilderung mediterraner Landschat im »Tau-
genichts«. Landschat ist hier eher ein Grund, das Denken anzuregen, wie es
Italiens Goethe, Giacomo Leopardi (1798-1837), in seinem berühmten Gedicht
»L'ininito« (übersetzt von Hanno Helbig) über die Unendlichkeit ausdrückt:
Lieb war mir stets hier der verlassne Hügel
und diese Hecke, die vom fernsten Umkreis
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