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Was das Verhältnis zur weltlichen Macht angeht, so wird in der italienischen
Verfassung von 1947 die Trennung von Staat und Kirche festgelegt. Der Vatikan-
staat mit dem Papst an der Spitze ist zudem ein kleiner unabhängiger Staat. Die
Kirche hat jedoch immer eine enorme gesellschatliche Bedeutung gehabt. Und
wenn man in den Siebziger- und Achtzigerjahren einen leichten Rückgang ihres
Einlusses beobachten konnte, so spricht man mitlerweile von einer Wiederent-
deckung der Kirche.
In den Medien werden neuerdings Fragen der Ethik und der Moral, der Reli-
gion und der Kirche mit einer Intensität gestellt, die an vergangene Zeiten erin-
nert. Es versteht sich von selbst, dass der Papst, obgleich nominell Oberhaupt
eines fremden Staates, in Italien immer eine Sonderrolle spielt. Denn der Papst ist
zugleich auch Bischof von Rom. Zwar ist der moderne italienische Staat in der
zweiten Hälte des 19. Jahrhunderts gegen den Willen des Vatikans entstanden,
aber dieser Graben ist längst zugeschütet - spätestens seit den Lateranverträgen
aus dem Jahr 1929 und der ununterbrochenen Beteiligung der katholischen Ein-
heitspartei Democrazia Cristiana an der politischen Macht der sogenannten Er-
sten Republik zwischen 1948 und 1992.
In gesellschatlichen Fragen, wie etwa im Bereich der Bioethik, hat sich die
Kirche in den vergangenen Jahren eine Art Meinungsführerschat erobert. Dabei
spielen auch katholische Organisationen, wie etwa Comunione e Liberazione
(Kommunion und Befreiung) eine wichtige Rolle. Comunione e Liberazione (CL)
wurde 1968 von dem Priester Don Giussani an der katholischen Universität von
Mailand als Gegenbewegung zur meist links orientierten Studentenbewegung
gegründet. Sieben Jahre später wurde die Laienbewegung von Papst Paul VI. of-
iziell anerkannt. Sie ist inzwischen international in rund 50 Ländern mit zirka
100000 Mitgliedern außerhalb Italiens verbreitet. CL übt in Italien mit rund
300000 Mitgliedern im konservativen Lager einen wichtigen politischen und kul-
turellen Einluss aus, der ebenfalls in der Berlusconi-Partei Popolo della Libertà
spürbar ist. Zu dieser Laienbewegung gehört heute die Compagnia delle Opere,
eine Wirtschatsgemeinschat, in der 15000 kleinere und mitlere Unternehmen
vor allem aus Norditalien vertreten sind. Höhepunkt der Aktivitäten ist ein jähr-
liches »Freundschatstrefen« ( Meeting dell'Amicizia ) in Rimini.
Mit modernsten Kommunikationsformen vertrit CL die Interessen der kathol-
ischen Kirche in der Gesellschat und trit etwa gegen Abtreibung und zivile
Ehescheidung ein. Es gibt in Italien an die 800 katholische Organisationen, aber
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