Travel Reference
In-Depth Information
ratern, Rechtsanwälten, Bankangestellten und Politikern stützen. Vor allem die
Freiberuler bilden eine Grauzone zwischen legaler und illegaler Gesellschat, die
immer größer wird. Allein in Kalabrien, schätzt die DIA, die zentrale italienische
Ermitlungsbehörde gegen die Maia, seien 27 Prozent der Bevölkerung im
arbeitsfähigen Alter auf irgendeine Art in die »maiöse Industrie« verwickelt. In
ganz Süditalien sollen es zehn Prozent sein. Maia pulita , die »saubere Maia«,
wird sie in einer Untersuchung genannt, die Antonio Laudati, Richter am Kassa-
tionshof in Rom, und der Publizist Elio Veltri im Longanesi-Verlag veröfentlicht
haben. Die saubere Maia, so die Autoren, töte nicht mehr, sondern sie kaufe.
Und aus der süditalienischen Besonderheit wird die Maia globale , wie das zen-
trale Kapitel des Buches überschrieben ist. Denn die Organisationen haben schon
lange die Grenzen ihrer Kernregionen übersprungen. Inzwischen ist Mailand die
Drogenhauptstadt Italiens geworden (mit einem Verbrauch von bis zu 15000
Dosen Kokain täglich). Und in der lombardischen Metropole, so berichten die
Medien, indet sich kaum eine Baustelle, an der nicht Unternehmen des organis-
ierten Verbrechens bei Schachtarbeiten und Erdbewegungen mitverdienen - das
reicht bis zu Großprojekten wie dem Ausbau der Autobahn Mailand-Turin oder
der Terrassierung von Hochgeschwindigkeitsstrecken der Eisenbahnen.
Für einen Autor wie Roberto Saviano hat sich die persönliche Lage in all den
Jahren nur verschlimmert. Die Clans seien sauer, »weil die Aufmerksamkeit, die
ich geweckt habe, nicht nachlässt«. Er weiß, dass das Schweigen über ihn seinen
Tod bedeuten würde: »Wenn ich aus der Öfentlichkeit verschwinden würde,
wäre das das Todesurteil.« Man spricht von ihm, weil er Schritsteller ist, und
wenn einem Schritsteller etwas passiert, ist das gleich ein Skandal. Aber es gäbe
Dutzende von Personen in seiner Heimat, die jeden Tag ihr Leben riskieren:
Staatsanwälte, Polizisten, Mitarbeiter der Antimaiabewegung. »Ich habe mich ir-
gendwie an meine Lage gewöhnt, so merkwürdig das auch klingen mag. Mich
bedrückt, dass auch meine Familie mit hineingezogen wurde, die dafür nun über-
haupt nichts kann. Deshalb habe ich das Buch manchmal verlucht. Aber sonst
würde ich es noch hundertmal schreiben. Denn meine Hofnung ist, dass die
kriminellen Organisationen Italiens als ein europäisches Problem anerkannt wer-
den.«
Search WWH ::




Custom Search